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Vom Alpendorf zum Waldorf Astoria

Die Weltelite aus Wirtschaft und Politik tagt ab Ende Januar nicht in Davos, sondern in New York. Auch die Schweizer Globalisierungskritiker mobilisieren zu einer Gegenveranstaltung in die USA. Verhaltenskodex für transnationale Konzerne

aus Basel PIETER POLDERVAART

Die Vorbereitungen für das World Economic Forum, den wichtigsten Kaffeeklatsch der Weltelite, gehen in die heiße Phase. Und auch die Kritiker der Veranstaltung, die traditionell im Schweizer Urlaubsort Davos stattfand, machen mobil.

Der Gründer des Weltwirtschaftsforums (WEF), Klaus Schwab, hat aus der Not eine Tugend gemacht und das von Demonstrationen bedrohte Spitzentreffen von Davos nach New York ausgelagert (31. Januar bis 4. Februar). Schwab kann so für 2003 auf die weitere Suche nach Sponsoren gehen, welche die inzwischen sieben Millionen Euro teuren Sicherheitsmaßnahmen bezahlen. In der Öffentlichkeit stellen die Davos-Organisatoren das Ausweichen jedoch elegant als Solidaritätsbekundung für die terrorgeschädigte New Yorker Bevölkerung dar.

Die Globalisierungs-Opposition reagiert nun mit zwei Strategien: Zum einen organisiert „Das andere Davos“ in zehn Tagen in Zürich eine internationale Konferenz, die den Widerstand gegen die Globalisierung des Kapitals, Alternativen von unten und die Folgen der Anschläge vom 11. September thematisieren will. Die im „Public eye on Davos“ organisierten Verbände „Erklärung von Bern“ und „Pro Natura“ packen selbst die Koffer und führen in New York zeitgleich mit dem WEF-Jahrestreffen einen öffentlichen Gegengipfel durch. Teilnehmen wird auch eine Vertretung des Weltsozialforums in Porto Alegre. Die Reise geht also vom „Alpendorf zum Waldorf Astoria“, dem WEF-Tagungshotel in New York, wie „Public Eye“ gestern erläuterte.

Zwei Ziele verfolgen die Globalisierungskritiker. Zum einen will man die Vorgänge beim WEF kritisch kommentieren, zum andern sollen im Rahmen einer „Corporate Control“ soziale und ökologische Standards einklagbar werden. In New York werde eine Konvention vorgestellt, die entsprechende Richtlinien für internationale Firmen verlangt, so Mirjam Behrens von „Pro Natura“: „Eine vergleichbare Konvention gibt es schon im Rahmen der OECD, die allerdings unverbindlich ist.“

Die Vereinten Nationen (UNO) sollen als einzige demokratisch legitimierte und weltumspannende Institution die Umsetzung der Konvention überwachen. Das Vertragswerk wird beispielsweise vorschreiben, dass die Umwelt- und Sozialnormen des Firmensitzes auch in ausländischen Niederlassungen gelten müssen, um ein Dumping der Standards zu unterbinden. Halten sich Multis nicht an die Konvention, sollen Staaten auch Rechtsmittel ergreifen können, die bis zur Ausweisung des fehlbaren Unternehmens gehen.

Noch immer gehen die WEF-Verantwortlichen davon aus, dass sich die internationale Wirtschaftselite nach der diesjährigen Stippvisite in den USA 2003 wieder in den Schweizer Alpen versammeln wird. Als Blitzableiter für die GlobalisierungsgegnerInnen planen Bund, Kanton und Landschaft Davos dafür schon eine moderierte Veranstaltung mit dem unbescheidenen Titel „Spirit of Davos“. Bisher ist die Resonanz bescheiden, „für Platitüden setzen wir uns an keinen Tisch“, macht Pro-Natura-Frau Behrens jetzt schon klar.

www.otherdavos.net www.publiceyeondavos.ch

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