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Im Wüstensand sucht Vogts nach Erfolg

Gestern begann in Riad der Golf-Cup. Mit dabei sind auch die deutschen Trainer Berti Vogts und Wolfgang Sidka

RIAD taz ■ Die Fußballer aus den Vereinigten Emiraten reisten als erste nach Riad, schließlich wollen sie beim 15. GCC-Turnier, gemeinhin Golf-Cup genannt, der gestern in der Hauptstadt Saudi-Arabiens begann, nichts dem Zufall überlassen, schon gar nicht ihre Vorbereitung. Dafür geht es doch um viel zu viel beim bedeutendsten Fußballturnier der Wüstenregion, nicht nur für die Kicker, sondern auch für ihre Scheichs. Nämlich um jede Menge Ruhm, Ehre und Ansehen – und das lässt sich in der Wüste auch in Öl nicht aufwiegen.

GCC steht für Golf Council Cooperation, eine ursprünglich rein politische Zweckgemeinschaft zwischen Saudi-Arabien, Kuwait, Bahrain, Qatar, den Vereinigten Arabischen Emiraten und dem Oman. Doch irgendwann kam der Sport hinzu, vor allem Fußball, der es in den arabischen Ländern längst zum Volkssport gebracht hat. „Fußball ist Sportart Nummer eins, Sportart Nummer zwei ist Fußball und dann kommt Fußball“, sagt etwa Berti Vogts, seit einem halben Jahr Trainer der kuwaitischen Nationalmannschaft, für den der Golf-Cup die erste Bewährungsprobe darstellt. Schließlich haben die Kuwaitis, gestern Auftaktgegner der Saudis, das Turnier in den letzten 14 Jahren neunmal gewonnen und sind Cup-Verteidiger.

Zu tun bekommt es Vogts auch noch mit einem anderen deutschen Trainer: Wolfgang Sidka wirkt schon seit einiger Zeit durchaus segensreich in Bahrain, gerade wurde sein Team zu „Asiens Mannschaft des Jahres“ gewählt. Geblendet von diesem Titel, sprechen die bahrainischen Verbandsbosse nun sogar vom Turniersieg, zumindest Sidka aber bleibt auf dem Teppich. „Vom ersten bis zum letzten Platz ist alles drin, das hängt ganz von der Tagesform ab“, gebietet der deutsche Coach der Euphorie Einhalt. Zum Auftakt geht es heute gegen Qatar. Mit „50 zu 50“ beziffert Sidka die Siegchancen der Seinen.

Denn intensiv vorbereitet haben sich alle Teams, den Vogel schossen dabei freilich die Vereinigten Emirate ab, die eigens für den Golf-Cup den Holländer Jo Bonfrère zum Nationaltrainer gemacht haben. Bonfrère, 1996 Olympiasieger mit Nigeria, hat das Team völlig umgekrempelt, taktisch wie personell. „Wir verknüpfen mit unserer Teilnahme noble Ziele“, sagt Bonfrère, obwohl seine Mannschaft im Vorfeld keine Testspiele bestritt – wegen der Verletzungsgefahr.

Gespannt darf man durchaus auch auf die Gastgeber sein. Saudi-Arabien, im Sommer WM-Gegner der Deutschen, gilt als klarer Favorit. Seit Nasser Al Johar im Herbst den erfolglosen Slobodan Santrac abgelöst hat, schwimmt die Mannschaft auf einer Welle aus Sympathie – und Erfolg, zuletzt wurde Island mit 1:0 besiegt. Das klare Ansinnen der Gastgeber ist es, endlich mal wieder den Pokal zu gewinnen, den sie peinlicherweise erst einmal, 1994, nach Riad holen konnten. RAINER HENNIES

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