: Bildung: Pisa-Tests für alle
Ab Sommer soll eine „Stiftung Bildungstest“ Weiterbildung unter die Lupe nehmen. Wenn die Länder mitmachen, kann das Testprogramm später auf Schulen und Universitäten ausgedehnt werden
aus Berlin CHRISTIAN JAKOB
Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) schlägt eine kleine Revolution für das deutsche Bildungswesen vor: vergleichende Bildungstests. Schon Mitte diesen Jahres, so die Ministerin, solle eine „Stiftung Bildungstest“ damit beginnen, zunächst Weiterbildungsmaßnahmen auf ihre Qualität untersuchen. Die Arbeit der völlig neuen Institution im Bildungssektor soll zunächst unter dem Dach der Berliner „Stiftung Warentest“ geschehen. Von einem eigenständigen Bildungstester könnten später auch Schulen und Unis auf Herz und Nieren geprüft werden.
Die neuen Tests beruhen auf dem gleichen Prinzip wie die internationale Schülerstudie Pisa, deren miserable Ergebnise für deutsche Schüler seit sechs Wochen das Land in Atem halten. Eine unabhängige Testeinrichtung wählt sich selbst ihre Testobjekte und vergleicht sie – aus der Sicht des Verbrauchers. Die Vergleichstests untersuchen die Qualität von Kursen und Lehrmaterial oder auch die Betreuung und die Vertragsgestaltung von Weiterbildungsträgern. Bulmahn sagte: „Wir brauchen ein wirksames Instrument, um die echte Qualität in der Bildung zu sichern.“ Die bisherige Praxis der so genannten Qualitätssicherung und des Qualiätsmanagements reiche dazu nicht aus.
Wie brisant das Thema Bildungstests ist, zeigt sich daran, dass die baden-württembergische Kultusministerin Annette Schavan (CDU) sogleich das politische Urheberrrecht für die neue Einrichtung beanspruchte. Die CDU habe das bereits im Sommer 2000 vorgeschlagen. Die CDU-Fraktion stellte im Sommer 2001 gar einen Antrag im Bundestag, in dem sie einer Testeinrichtung ein Budget von 50 Millionen Mark gewähren wollte.
Bulmahn schloss die Länder indes nicht aus. Sie lud sie vielmehr ein, sich an einer größeren und eigenständigen Stiftung Bildungstest zu beteiligen. Sie plane, nach drei Jahren aus der Abteilung der Stiftung Warentest eine eigenständige Institution auszugliedern.
Mit der Einführung der Bildungstests erfüllt die Bundesregierung ihre Zusagen beim Bündnis für Arbeit vom Februar 2000. Die Tests seien in einer Wissengesellschaft von „zentraler Bedeutung“, sagte Bulmahn. „Viele Menschen finden sich in dem vorhandenen Angebot nicht zurecht“, erklärte sie mit Blick auf die zunächst zu untersuchenden Weiterbildungsangebote. In der Weiterbildung tummeln sich 35.000 Anbieter mit über 400.000 verschiedenen Programmen – deren Qualität bislang für Bildungswillige schwer einzuschätzen war. Um mehr Qualität und Transparenz in diese Angebote zu bringen, werde ab Juli mit 20 Tests pro Jahr begonnen.
Dass die Untersuchung von Bildung in Testform nicht so einfach ist wie bei einer Waschmaschine, sei selbstverständlich, erklärte Alfred Töpper von der Sitftung Warentest. „Das Problem bei Bildungstests liege darin, dass es anders als bei Produkten, handelnde Akteure gebe, die eine Bewertung stark erschweren“, erklärte Töpper. Pisa habe gezeigt, so Bulmahn, dass die methodischen Schwierigkeiten von Bildungstests heute lösbar seien. Die Ministerin versprach sich einen nachhaltigen Anstoß für Bildungseinrichtungen, die Qualität ihrer Angebote ständig zu verbessern.
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