berliner szenen: Zwei für die Bar
Exklusiv kontrolliert
Der olle Groucho-Marx-Spruch über den Club, in dem er nicht Mitglied werden wolle, kann man sich sparen angesichts der seltsamen Exklusivität, die man in der Windhorst-Bar (Dorotheenstraße) erleben muss. Seit dem 11. 9. hat die Bullenstation, die die US-Botschaft vis-a-vis bewacht, ihren Zuständigkeitsbereich bis vor die Bar ausgeweitet. Ich hatte schon von den Personenkontrollen gehört, konnte es aber gestern Abend trotzdem nicht fassen: Fünf PolizistInnen hocken in und um eine kleine Grenzpostenwellblechbude, und meine Freundin, die ihren Personalausweis nicht in ihre neue kleiner-als-Bizeps-große Handtasche quetschen wollte, hatte erst mal schlechte Karten. Ohne Ausweis kein Zutritt. „No gut“, ostelte der eine Bulle irgendwann gönnerhaft, „zwei für die Bar“ (zur Kollegin, die unsere Personalien aufnahm. Mit seinem Liebhaber oder Drogendealer sollte man sich also auf gar keinen Fall im Windhorst treffen). In der Bude wurden wir flughafensecuritymäßig abgetastet, und wir versprachen uns abzumelden, wenn wir später aus der Bar torkeln würden: „WIR gehen jetzt, Papa“, witzelten wir mutig und blau zwei Stunden später, die wir mit hervorragenden echten Cranberry-Cosmopolitans verbracht hatten. Komische Vorstellung, dass die Namen all der Mitte-Nasen, die in der Bar hockten, auf irgendeinem „Bar Windhorst – Überwachungsprotokoll, Sonntagabend“-Zettel auftauchen, der dann hundert Jahre lang in einem Polizeikeller lagert. Bis, 2013 vielleicht, einer der Yuppies die Seite wechselt und in den terroristischen Untergrund abwandert, um von dort aus Anschläge zu koordinieren. Und dann haben sie mich, nur weil meine Freundin Ricarda und ich gestern Abend zufällig in derselben Bar waren. Mist! JENNI ZYLKA
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