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Kofi Annan in Kabul

Afghanischer Regierungschef dringt auf Ausweitung der UN-Mission. 3.000 Flüchtlinge kehren täglich zurück ins zerstörte Afghanistan

KABUL/WASHINGTON ap/dpa ■ Der afghanische Regierungschef Hamid Karsai hat am Freitag auf eine Vergrößerung der internationalen Friedenstruppe in seinem Land gedrungen. Ferner sprach er sich für die Stationierung der Soldaten auch außerhalb der Hauptstadt Kabul aus. Viele Afghanen wünschten die Präsenz der Soldaten in anderen Landesteilen, sagte Karsai nach einem Treffen mit UN-Generalsekretär Kofi Annan.

Annan sagte, er habe mit Karsai die „dringliche Bildung einer afghanischen Polizei und einer afghanischen Armee“ besprochen. Offen ließ er, ob die UNO eine Ausweitung ihrer Mission erwägt. Zurzeit sind etwa 2.200 Soldaten der internationalen Friedenstruppe in Afghanistan. Ihr Einsatz ist aber auf Kabul beschränkt. Mit Annan besuchte zum ersten Mal seit 1959 wieder ein UN-Generalsekretär das Land am Hindukusch.

Der Einsatz der US-Bodentruppen in Afghanistan werde noch mehrere Monate dauern, sagte US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld am Donnerstag in Washington. Jeglicher Widerstand von Taliban-Kämpfern müsse bekämpft werden. Die USA haben derzeit etwa 4.000 Soldaten in Afghanistan im Einsatz. Beim Angriff auf einen Taliban-Stützpunkt bei Kandahar nahmen US-Soldaten am Donnerstag 27 Personen fest, wie die Armee mitteilte. Mehrere Terroristen seien getötet und ein US-Soldat verletzt worden.

Unterdessen gab die US-Regierung afghanisches Vermögen in Höhe von 217 Millionen Dollar (248 Millionen Euro) frei, das während der Taliban-Herrschaft eingefroren worden war. Das Guthaben der afghanischen Zentralbank soll nun der Interimsregierung in Kabul zur Verfügung gestellt werden.

Karsai gab am Freitag die Namen der 21 Mitglieder einer Kommission bekannt, die die Loja Dschirga (Großer Rat) einberufen und ihre Mitglieder auswählen soll. Den Vorsitz der Kommission führt der afghanische Journalist und Verfassungsexperte Ismail Kassim Jar, den Vizevorsitz hat eine Frau, Mahbuba Hukukmal. Die Loja Dschirga soll eine zweite Übergangsregierung einsetzen, die dann 18 Monate amtieren darf.

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