piwik no script img

■ Rotzlöffel Hip-HopWir sind das Konzert

„Wie ist mein Name?“ – „Ferris MC“. Hip Hopper haben grundsätzlich dieses Problem mit der eigenen Identität. „Wie ist mein Name?“ Ja, wir wissen's. Aber es fühlt sich sicher schön an, wenn eine wogende Menge im Schlachthof die Antwort rausschreit. Wenn alle im Rhythmus die Arme schwenken. Und wenn alle jubeln bei den Worten: „Ich bin froh, wieder zu Haus zu sein.“

Ferris MC kommt aus Bremen und gerne wüsste man, ob er Abitur hat. Denn Ferris tut alles für seine Street-Credability, dafür, glaubwürdig zu sein als Underdog, als Prolo und Rotzlöffel. „Alle Mittelfinger heute für die Mittelklasse-Rapper“, und es stellt sich die Frage: Meint er die Rapper aus der Mittelklasse oder die, die mittelklasse rappen. Wahrscheinlich beide. Denn sein Hip Hop ist dazu da, Differenzen zu schaffen: „Im Zeichen des Freaks“.

Ferris ist anders und alle im Saal haben das Anders-Sein gemeinsam: „Habt ihr auch das Gefühl, dass ihr oft nicht verstanden werdet?“ Aber sicher. Und dann hören wir „Fertich!“, das aktuelle und auch das erste Album von einem, der MC mit „Monster der Ceremony“ übersetzt.

Ferris hat Charisma, er ist ein wütender Pennäler in XXL-Klamotten, der seine Aggression in dezidiert kleine Gesten packt. Wo es geht bezieht er das Publikum mit ein. Und hat seine Fans im Griff.

Sie, die garantiert noch kein Abitur haben, denn dazu sind sie in jedem Fall zu jung. Es riecht nach Weichspüler in der Kesselhalle und die Zigaretten qualmen süßlich: „Ein Joint, ein guter Joint, das ist das beste, was es gibt auf der Welt“ stimmt Ferris an und alle singen mit.

Die Dramaturgie seiner Show hat der Wahl-Hamburger genau berechnet und nach gut einer Stunde ist Schluss: „Ihr habt Tränen in den Augen.“ Ferris sagt: „Ihr habt ja noch die ganze Nacht und die wird bis morgen früh durchgemacht.“ Ob das was wird? Um acht ist Mathe.

Klaus Irler

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen