… der Karnevalist

im Berliner Löwenbräu?

Ein Versuch war es: Jene bayrische Renommierbiermarke mit dem Raubtier im Namen und einem berühmten Keller in München hat seit gut einem Jahr eine Dependance in Berlin. Nicht direkt am Gendarmenmarkt zwar, aber nah genug, um den schönsten Platz der Hauptstadt im Namen zu führen. Weil Bayern in der preußischen Metropole in die Öffentlichkeitsoffensive gegangen ist und weil die Bayern, nach Auskunft der Bayern, ausgewiesene Karnevalisten seien, wurde just in jenem Etablissement jüngst eine Faschingssitzung abgehalten. Narrenimporte aus dem Rheinland sollten dabei demonstrieren, dass der Freistaat nicht in seiner regionalen Schmollecke verharrt. Als oberraffinierten PR-Gag, der die Großzügigkeit und Genussfähigkeit der Süddeutschen zudem unter Beweis stellt, gab es die „volle Maß zum halben Preis“.

Und tatsächlich, in kleinen Nischen des Etablissements, in denen sich bunt ausstaffierte Karnevalisten mit lang gezogenen Gesichtern stauten, ließ die Fröhlichkeitswirkung dieser Maßnahme nicht allzu lang auf sich warten. Der Großteil des Publikums aber wirkte unter dem Einfluss der absichtlich schräg gespielten Musik wie eine verlorene Gesellschaft.

„Die tanzen ja noch nicht mal“, sagte eine bayrisch sprechende Bayerin, die die Figuren durchs Fenster betrachtete, während die waschechte Berliner Passantin nicht verhehlen konnte, dass sie beim Anblick der traurigen Gesellschaft an Aliens dachte: „Die Berliner müssen hier wirklich sehr viel ertragen.“ WS FOTO: AP