: Ohne Lehrer geht es nicht, my darling
■ GEW warnt: Abitur nach zwölf Jahren verschärft Lehrermangel dramatisch
Ein „süßes Löwenbaby, das von Jahr zu Jahr gefräßiger wird“ nennt die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) die geplante Schulzeitverkürzung. Denn damit sie in zwölf Jahren bis zum Abitur das Gleiche lernen wie bisher in 13, müssen Schüler mehr Unterricht bekommen. Und das kostet zusätzliche Lehrerstellen, die frühestens in acht Jahren wieder eingespart werden. Mindestens 265 Stunden, so haben es die Kultusminister einst beschlossen, muss ein deutscher Schüler zwischen der fünften Klasse und dem Abitur in der Schule sitzen. Haben sie dafür ein Jahr weniger Zeit, bedeutet das knapp vier Stunden mehr Unterricht pro Woche. Das erfordert etwa 40 zusätzliche Lehrerstellen pro Jahr, mal acht, also 320 Stellen.
Die Fünftklässler beginnen aber im kommenden Sommer nur mit zwei zusätzlichen Stunden – das kostet die Behörde nämlich nur 20 Stellen. Doch „aufgehoben ist nicht aufgeschoben“, sagt die GEW und vermutet eine Spar- und Eltern-Beruhigungs-Maßnahme.
Doch damit nicht genug: Allein bis zum Ende der Legislaturperiode 2005 machen allein die steigenden Schülerzahlen 400 neue Lehrer erforderlich. Außerdem hat der Senat beschlossen, drei neue Ganztagsschulen einzurichten, die kosten sieben Stellen. Und die zusätzliche Sprachförderung kostet vier. Macht selbst nach der knappen Sparrechnung des Senats 571 neue Stellen, die erforderlich sind. Sie stehen 100 Stellen gegenüber, die beschlossen sind und weiteren 300, die der Koalitionsvertrag vorsieht. Fehlen 171.
Die ebenfalls versprochenen weiteren neun Ganztagsschulen bis zum Ende der Legislaturperiode, der angekündigte Kampf gegen Unterrichtsausfall, die Reduzierung des bedarfsdeckenden Unterrichts von Referendaren, kleinere Klassen: alles nicht berücksichtigt.
Doch selbst wenn Lange alle Versprechen erfüllen wollte, es wäre fraglich, ob er genügend Lehrer fände: Denn eine Drei-Länder-Berechnung aus Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein soll die Zahl der Studienabsolventen mit dem Lehrerbedarf der kommenden Jahre verglichen haben und dabei zu einer Unterdeckung von 42 Prozent gekommen sein.
Die GEW empfiehlt deshalb, den dramatischen Lehrermangel nicht noch durch Maßnahmen wie die Schulzeitverkürzung zu verschärfen, sondern sie auf 2007 zu verschieben. Dann nämlich sollen die Schülerzahlen wieder sinken. Aber im politischen System dauert ein Leben eben nur vier Jahre. Sandra Wilsdorf
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