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Finanzieren geht über Studieren

Studentenwerks-Erhebung zeigt: 80 Prozent der Studierenden arbeitet nebenher, 70 Prozent, weil sie müssen  ■ Von Kaija Kutter

Die soziale Lage von Hamburgs Studierenden hat sich weiter verschlechtert, lautet das Ergebnis der 16. Sozialerhebung des Studentenwerks, die gestern veröffentlicht wurde. Dramatischte Zahl: 79,5 Prozent arbeiten nebenher, nur noch 15,4 Prozent können sich voll auf das Studium konzentrieren.

Die Zahlen, die aus einer Befragung von rund 1500 Studierenden im Sommer 2000 resultieren, bekräftigen die Zweifel an Gebühren für Langzeitstudierende. Belegen sie doch, dass Studierende nicht bummeln, sondern triftige Gründe für die lange Studiendauer haben.

So gaben 70,6 Prozent an, sie arbeiteten, weil sie „unbedingt müssen“. Mit Lehre und Studium kommen sie auf eine 45,2-Stunden-Woche. „Eine Belastung, zu der heute nur wenige ,normale' Arbeitnehmer bereit wären“, stellte der Soziologe Christian Duncker fest, der den Bericht präsentierte. Das Durchschnittseinkommen beträgt 1585 Mark im Monat, davon gehen allein 535 Mark für Miete drauf.

Der Anteil des Bafögs am Einkommen ist seit 1994 von 13 auf 7 Prozent gesunken, der des eigenen Verdienst von 37 auf 46 Prozent gestiegen. Eltern beteiligen sich konstant mit 39 Prozent am Budget.

Für die hohe Erwersquote machte Duncker weitere Ursachen, wie die Suche nach beruflicher Orientierung, aus. Praktika, Sprachkurse und Berufsausbildungen sind auch der Grund, warum Hamburger Abiturienten im Schnitt zwei Jahre warten, eh sie mit dem Studium beginnen. In Folge sind die Studenten mit 26,6 Jahren überdurchschnittlich alt (25,4 im Bundesschnitt).

Deutlich gestiegen ist auch die Zahl der viel zitierten „Langzeitstudierenden“, 13 und mehr Semester hat jeder vierte auf dem Buckel. Da passt ins Bild, dass sich auch die Zahl der Studienunterbrecher seit 1994 auf gegenwärtig 23,3 Prozent verdoppelt hat. Ein Großteil derer gab Finanzprobleme und Zweifel am Studium als Ursache an. Dunker: „Das zeigt, dass Studierende mehr Orientierung und mehr finanzielle Hilfe brauchen“.

Der neue Senat hat im Koalitionsvertrag 1000 Mark Gebühren für Langzeitstudierende angekündigt. Gestern nun kommentierte Wissenschaftssenator Jörg Dräger den Sozialbericht mit sanfteren Tönen. So seien „Studienkonten“, die keine Strafgebühren vorsehen, zwar komplizierter, aber „fairer“ als Langzeitgebühren. Dräger: „Ich weiss nur nicht, ob wir das mit den Hochschulen hinkriegen“. Auch müsse man der hohen Erwerbstätigkeit mit einem Modell für Teilzeitstudierende begegnen.

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