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Der Prinz, die Hexe, das Dopinggift

betr.: „Die Rückkehr des Dieter Baumann“, taz vom 24. 1. 02

Ach, da ist es nun wieder, das Märchen vom armen Prinzen, dem die böse Hexe Gift in den Becher getan hat. Es könnte aber auch so gewesen sein: Gezieltes Doping, wie es üblich ist in der Hochleistungssportszene, das Timing hat halt mal nicht gestimmt und … erwischt. Wie es auch öfter vorkommt: Christie, Ottey, Balzer, Lobinger etc. etc. Um zu retten, was zu retten ist, wird „offensiv“ die Legende von der untergeschobenen Dosis gestrickt und gleichzeitig massiv mit Schadensersatzprozessen gedroht. Denn: Hohe Summen stehen auf dem Spiel, die Sponsoren Baumanns springen ab, seine sechsstelligen Verträge drohen zu platzen und seine ganze Karriere ist dahin.

Die Furcht vor Millionen Schadensersatzzahlungen bringt den DLV zur „Einsicht“, das Dieterle sei unschuldig, ohne auch nur den Anschein eines wirklichen Beweises.

Und damit alles ein wenig stimmiger klingt, wird noch die Mär vom verbandsintern verhassten „Antidopingkämpfer“ kolportiert. Worauf stützt sie sich eigentlich. Für welche Maßnahmen im Kampf gegen Doping hat sich Baumann wirklich engagiert? Man wird sie nicht finden. Stattdessen zertrümmert er mit seinem Geldsack durch seinen scheinbaren Gerechtigkeitsfeldzug die wenigen Wälle, die bis jetzt gegen das Doping aufgebaut werden konnten.

Herr Unfried hätte mal die eigene Zeitung vom August 2001 lesen sollen: „Die Chemie sprintet mit“, ein ziemlich sauberer und klarer Artikel über die aktuelle Dopingpraxis im Hochleistungssport, und der Fall Baumann hätte sich ihm wahrscheinlich nicht in dieser schmusigen Sozialarbeiterperspektive dargestellt.

Dieter Baumann geht es nur noch um sein eigenes Geld und seinen eigenen Ruf, und das war auch vorher schon so. Wem der Kampf gegen das Doping wirklich am Herzen liegt, weil er vielleicht selbst Angehörige hat, die „dort oben“ mitmischen, die er aber bewahren will vor dem Schritt sich zu dopen, der kann nur Zorn über die Selbstgefälligkeit des Herrn Baumann empfinden und keinerlei Unterstützung. THOMAS WOLTER, Curau

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