piwik no script img

Soundcheck

Gehört: Popa Chubby, Fabrik. 2000 Kilo Musikgeschichte schleppt New Yorks Blues-Monster Popa Chubby locker mit sich rum. Ob Jimi Hendrix, The Animals, Muddy Waters oder die Ventures – Popa Chubby kennt sie aus dem Eff-Eff. Aufgewachsen ist das virtuose Schwergewicht neben einer Jukebox, aus der tagein tagaus die Hits der späten Sechziger plärrten – und Klein-Chubby trällerte fröhlich mit. Vergessen hat der Massige keinen seiner alten Helden, und das angegraute Publikum in der gut gefüllten Fabrik war dankbar für die Zeitreise in die eigene Jugend. Erinnerungen an legendäre Klassenpartys ließen die Augen leuchten, und als der Fleischklops seine tätowierten Unterarme entblößte und die ersten Riffs von „Hey Joe“ intonierte, war so mancher Seufzer zu hören. Popa Chubby wusste dem emotionalen Bad in der Vergangenheit die Krone aufzusetzen. Während sich sein Bassist mit der Zunge an seinem Instrument versuchte, schwang Chubby seine alte Stratocaster auf die Schultern und spielte rücklings weiter. Posen kann der Mann genauso gut wie seinem abgewetzten Instrument die schmierigsten Soli entlocken, und das Publikum dankte es ihm.

Blues spielt Ted Horowitz, so sein bürgerlicher Name, weil er ihm die Freiheit gebe, eine „Menge Gitarrensoli zu spielen“. Über Punk, scheppernden Stooges-Trash und Hardrock führte der Weg den in der Bronx aufgewachsenen Glatzkopf. Angereichert mit einer Prise Funk, HipHop, Jazz und Rock, kreierte Chubby einen New York City Blues, dessen eigenwilliges Mastermind der 41-Jährige seitdem ist. Seine eigenen Hits ließ Chubby diesmal weitgehend aus, um sein jüngstes Album Flashed Back und damit die Essenz der Juke Box im Candy Store seiner Eltern vorzustellen. Zur Freude der 68er packte er in der Fabrik noch einige verstaubte Hits im Chubby-Style obendrauf – ein mehrstündiges Vergnügen für die einen und ein Graus für alle Crossover-Blues-Fans.

Knut Henkel

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen