: Suchthilfe demontiert
■ ExpertInnen-Protest gegen Senatspläne
Hamburger SuchtberaterInnen haben den Senat an sein Wahlversprechen erinnert, DrogenkonsumentInnen „alle Hilfe“ zu bieten. Vor diesem Hintergrund protestieren sie gegen die Sparpläne für die Drogenhilfe. Statt dort zu kürzen, müssten vielmehr Versorgungslücken geschlossen werden, forderten SuchtberaterInnen auf einer Fachtagung.
Angesichts der schweren Defizite in der beruflichen und schulischen Qualifikation vieler Suchtmittelabhängiger dürfte bei Ausbildungsprogrammen kein Geld eingespart werden. Auch die Kürzungen bei Beschäftigungsträgern wie der „Hamburger Arbeit“ seien in diesem Zusammenhang kontraproduktiv. Mehr statt weniger Geld sei auch erforderlich, um DrogenkonsumentInnen in Wohnungen vermitteln zu können. Viele hielten sich mangels stabiler Wohnunterkunft in der offenen Szene auf.
Von den KonsumentInnen der legalen Droge Alkohol würden durch die Suchthilfe ohnehin nur 5-10 Prozent der Abhängigen in Hamburg erreicht. Es seien noch weit mehr Angebote für diese Klientel erforderlich, um einen größeren Teil der Alkoholkranken einzubeziehen. Mit Mittelkürzungen sei das aber nicht zu realisieren.
Die SuchthelferInnen weisen auch darauf hin, dass unter den Insassen der Hamburger Gefängnisse die Rate an Infektionserkrankten zunehmen wird, wenn der Senat den Spritzentausch im Knast einstellen wird. Für Montag hat Justizsenator Roger Kusch (CDU) angekündigt, in der Vollzugsanstalt Neuengamme höchstselbst der Demontage eines Spritzentauschautomaten beizuwohnen. „Die Einstellung der Spritzenvergabe in den Anstalten“, sagt dazu die Aids-Hilfe Hamburg, „ist nicht nur unter dem Gesichtspunkt der Prävention unverantwortlich – sie tritt die Menschenwürde mit Füßen“. ee
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen