: Fauxpas im Lärmbericht
■ Flugzeug-Geschädigte zweifeln, ob Kommission alle Krachverstösse meldete
„Den sollte man komplett einstampfen“, regt sich Monika Morschel, die Vorsitzende der Vereinigung zum Schutz Flugverkehrsgeschädigter (VSF) über den kürzlich erschienenen Jahresbericht 2001 der Bremer Fluglärm-Kommission (FLK) auf. Denn obwohl das Verwaltungsgericht Bremen im Dezember festgestellt hatte, dass die von der Stadt Bremen erteilten sechs Sondergenehmigungen zur Benutzung der verlängerten Startbahn rechtswidrig waren (siehe taz vom 21.12.01), behauptet die FLK, es habe „keine Verstöße“ gegeben. „Als ich den Bericht Mitte Dezember geschrieben habe, war das Urteil noch nicht raus“, rechtfertigt FLK-Vorsitzender Rüdiger Müller, seinen Fauxpas: „Sonst hätte ich das da nicht so formuliert.“
Die Fluglärmgegner werfen Müller jedoch auch in anderen Punkten Beschönigung der Tatsachen vor. So starte das Post-Flugzeug meist erst gegen 23.30 Uhr, und nicht, wie Müller schreibt, „so gut wie immer vor 23 Uhr“. Daglef Schriever, Fluglärm-Beauftragter von Umweltsenatorin Christine Wischer (SPD) und gleichzeitig FLK-Geschäftsführer bestätigt, dass der Flieger „trotz Verbesserungen in der letzten Zeit“ in der Regel immer noch nach 23 Uhr abhebe. Rechtlich sei das allerdings nicht zu beanstanden.
Aus ähnlichen Gründen hält Schriever auch die 3.134 im letzten Jahr bei ihm eingegangenen Beschwerden für „nicht berechtigt“. Rund zwei Drittel davon bezogen sich auf „angeblich unzulässige Abweichungen“ von der vorgegebenen Fluglinie. Laut Schriever lagen aber alle Flüge im letzten Jahr innerhalb des gesetzlich erlaubten Flugbereichs: „Da kann ich nichts gegen machen.“ Gleiches gelte auch für die Beschwerden über die von Wirtschaftssenator Josef Hattig (CDU) erteilten Ausnahmegenehmigungen für nächtliche Starts und Landungen. „Wir können da nur plädieren, dass das Ressort das restriktiver handhabt“, sagt Schriever.
Mehr als die FLK sorgten im letzten Jahr die Fluggesellschaften selbst für Lärmreduzierung: Die Zahl der Flüge ging 2001 im Vergleich zum Vorjahr um 9,8 Prozent auf 46.677 zurück. hoi
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