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vorlauf kunstBrigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um

Zwei junge Männer aus Rumänien singen Volkslieder. Doch wer ihrem Gesang folgen will, so wie er in der Galerie K & S in der Linienstraße 156/57 über den Videomonitor kommt, der gerät in Schwierigkeiten. Denn die britische Künstlerin Imogen Stidworthy hat den Vortrag der beiden mit Kommentaren, Erläuterungen und Übersetzungsversuchen überlagert, die von ihren Bekannten stammen, denen sie ihr Video von den Sängern vorführte. Ein Sprachbabel, in der Verständnisgewinn stets mit neuem Unverständnis erkauft wird. K & S ist der Berliner Projektraum, den die Akademie Schloss Solitude gemeinsam mit dem ZKM in Karlsruhe betrieb. Nachdem das ZKM Ende des vergangenen Jahres aus der Partnerschaft ausgestiegen ist, nahm nun das Künstlerhaus Bethanien die Chance wahr, wieder einen Außenposten in Mitte zu haben. Mit dabei ist auch die Allianz Kulturstiftung in München, die das Joint Venture freundlich, das heißt finanziell, unterstützt. Von einer Umgruppierung ist auch beim Hamburger Bahnhof zu berichten. In einer temporären Präsentation zeigt Susi Pop, altbekanntes Rätsel der Berliner Kunstszene, ihre Gerhard Richters Gemäldezyklus „18. Oktober 1977“ entlehnte 15-teilige Arbeit „Der Schnurrbart der Ulrike Meinhof (negativ)“. Was Richter einst grau in grau malte, hat Susi Pop in ihrer Farbe Pink als negativen Siebdruck kopiert. Was bei Richter Skandal machte – das Kunstwerden der polizeilichen Pressefotos des Deutschen Herbstes –, ist bei Susi Pop Reflexion der Kunst- und Mediengeschichte: Über den Verschleiß von Erinnerung in einer steten gröberen Bildauflösung.

Anregungen: vorlauf@taz.deFreitag kommt Konzert

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