: Autos bald billiger
EU-Kommission will Autohändlern künftig größere Freiheit einräumen.Hersteller fürchten Nachteile durch verschärften Wettbewerb
BRÜSSEL taz ■ Autofahrer in der Europäischen Union dürfen mit niedrigeren Preisen für Anschaffung und Wartung ihres Wagens rechnen. Die EU-Kommission verabschiedete gestern in Straßburg einen entsprechenden Entwurf für mehr Wettbewerb auf dem Automarkt. Die Pkw-Hersteller sind wenig erfreut über die Pläne von Wettbewerbskommissar Mario Monti.
Der Entwurf soll dafür sorgen, dass EU-Wettbewerbsrecht künftig auch für Autohersteller gilt. Bislang ermöglichte die „Gruppenfreistellungsverordnung“ von 1995, dass Autobauer ihren Vertragshändlern die Bedingungen diktieren konnten, zu denen die ihre Modelle feilbieten durften. Diese Sonderregelung läuft im Herbst aus. Sie sorgte dafür, dass nur ausgewählte Händler Pkws einer bestimmten Marke verkaufen durften.
Diese Abhängigkeit des Händlers vom Hersteller will Monti beenden. Künftig sollen Autohäuser nicht mehr verpflichtet werden können, sich auf den Verkauf einer Marke zu beschränken und Wartung und Service dafür zu garantieren. Sie können den Kundendienst an Subunternehmer oder freie Werkstätten abgeben, die dann vom Hersteller mit den nötigen technischen Details versorgt werden müssen.
Zulieferer sollen ihre Ersatzteile direkt an Werkstätten verkaufen dürfen. Bislang war das nur auf dem Umweg über den Hersteller möglich. Da 80 Prozent eines Neuwagens inzwischen nicht mehr von Peugeot oder Mercedes, sondern von Zulieferbetrieben hergestellt werden, verspricht sich Monti von dieser Marktöffnung künftig günstigere Reparaturen.
Die Kommission kann die Verordnung ohne Europaparlament und Rat ändern, will aber mit den Herstellern sprechen, bevor im Juli endgültig entschieden werden soll. Autokanzler Schröder hat sich dennoch zu Wort gemeldet: Er fürchtet „enorme Wettbewerbsnachteile für die deutsche Autoindustrie“, sollten Montis Pläne Realität werden. Aus anderen Gründen sorgt sich die IG Metall: Sie sieht 100.000 Arbeitsplätze bei mittelständischen Händlern in Gefahr, da Autobauer ihre Modelle künftig verstärkt direkt verkaufen würden. DANIELA WEINGÄRTNER
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