: was macht eigentlich... Rolf Vieting?
Zug und Ordnung
Falls Berlin am Sonntag doch noch im Chaos versinken sollte, am Karnevalsumzug würde es nicht liegen. Der Mann, der das zu verhindern weiß, heißt Rolf Vieting und ist „Zugmarschall“.
Seit Monaten bereitet der 54-jährige Westfale, der seit 25 Jahren in Berlin lebt, den zweiten Hauptstadt-Karnevalszug der Neuzeit vor. Wagen, die auf der jecken Parade starten sollen, müssen seiner kritischen Begutachtung standhalten. Ohne Segen des Zugmarschalls rollt gar nichts. Vieting, der im normalen Leben ein Sonnenstudio betreibt, ist die offizielle Spaßbremse. Und damit keiner auf die Idee kommt, im Karneval sei alles erlaubt, hat er den Wagenführern dringend die Lektüre von Zugmarschalls Bibel empfohlen: das vom Bundesverkehrsministerium herausgegebene „Merkblatt über die Ausrüstung und den Betrieb von Fahrzeugen bei Brauchtumsveranstaltungen“. Kritisch beäugt werden vor allem die lustig gestalteten Aufbauten. Insbesondere sind Vorkehrungen zu treffen „gegen das Herunterfallen von Personen oder Gegenständen“. Weil also Verluste gering gehalten werden sollen, darf auch das „Wurfmaterial“ keine harten Gegenstände enthalten. Kanonen dürfen nur „im nicht betriebsfähigen Zustand mitgeführt werden“ werden. Und ganz wichtig: Keine Technomusik.
Morgen führt Vieting, ganz nebenbei Präsident der „Stadtgarde Rot-Gold“, auf dem Prunkwagen Nummer 1 den Umzug an. In roter Uniform wird er den Massen „Berlin!“ zurufen. Wenn alles gut läuft, werden sie jubelnd antworten mit „Heijo!“. JR
FOTO: PRIVAT
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