: italiens parteiensystem einst und jetzt
Untergang und Aufstieg politischer Eliten
40 Prozent der Stimmen, 80 Prozent der Macht – diese Gleichung galt jahrzehntelang für Italiens Democrazia Cristiana (DC). Seit 1945 stellte sie ununterbrochen alle Regierungen, und seit 1963 hatte sie als Juniorpartner die Sozialisten (PSI); hinzu kamen die Kleinparteien der Liberalen, der Sozialdemokraten, der Republikaner. Die Kabinette gerieten im Jahresrhythmus in die Krise – eine Alternative zur DC blieb aber ausgeschlossen, da die Opposition kommunistisch dominiert war. Entsprechend sicher fühlten DC und Sozialisten sich bis 1992. Doch im Zuge des Korruptionsskandals lösten sich die beiden Traditionsparteien genauso wie ihre kleinen Alliierten sang- und klanglos auf. Ihre Wählerschaft erbten Berlusconis 1994 gegründete Forza Italia, die demokratisch gewendeten Postfaschisten der Alleanza Nazionale und die Lega Nord.
Auch auf der Linken sucht man die Traditionsnamen von gestern vergebens. Die KPI vollzog in den frühen Neunzigern die sozialdemokratische Wende und firmiert heute als Linksdemokraten. Aus Splittern der linken Flügel der DC und kleiner Mitteparteien kittet der frühere römische Bürgermeister Rutelli (unter Schirmherrschaft von EU-Kommissionspräsident Prodi) derzeit eine Schöpfung mit dem blumigen Namen „Margerite“ zusammen. M. B.
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