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Heißer Urwaldkrieg

Kolumbiens Präsident Pastrana bricht Friedensverhandlungen mit linksgerichteten Rebellen ab. Luftwaffe bombardiert Süden des Landes

BOGOTÁ afp/rtr ■ Drei Jahre nach Beginn des Friedensprozesses hat die kolumbianische Regierung die Verhandlungen mit der linksgerichteten Rebellenorganisation Farc abgebrochen. Die Armee werde das entmilitarisierte Rebellengebiet im Süden des Landes wieder besetzen, kündigte Präsident Andrés Pastrana am Mittwoch an. Zur Begründung sagte er, mit der Entführung einer kolumbianischen Passagiermaschine und der Verschleppung eines mitreisenden Senators hätten die marxistischen Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens das „Fass des Friedens“ zum Überlaufen gebracht. Die Farc wies die Verantwortung für die Tat zurück.

Pastrana sagte, er habe der Armee den Auftrag erteilt, gegen „alle illegalen Gruppen“ im Land zu kämpfen. Weiter hieß es, die Farc werde nicht länger als politische Partei anerkannt. Haftbefehle gegen Mitglieder seien wieder gültig. Nach Mitternacht flog die Luftwaffe die entmilitarisierte Zone an und bombardierte Ziele der Farc-Rebellen.

Die Regierung hatte den Untergrundrebellen im November 1998 das Gebiet, das etwa so groß wie die Schweiz ist, als „Labor für den Frieden“ überlassen. Die Farc habe daraus eine „Zufluchtstätte für Entführer, ein Labor für illegale Drogen sowie ein Lager für Waffen, Sprengstoff und gestohlene Fahrzeuge“ gemacht, sagte Pastrana an die Adresse des Farc-Anführers Marulanda „Tirofijo“.

Am Mittwochmorgen hatten vermutlich Rebellen ein Passagierflugzeug der kolumbianischen Linie Aires entführt. Die Luftpiraten ließen die meisten der 37 Passagiere frei, verschleppten aber offenbar den oppositionellen Senator Jorge Eduardo Gechen und einen weiteren Insassen. Bogotá schrieb der Farc die Entführung zu.

Die Regierung und die Rebellen hatten sich erst vor einem Monat darauf geeinigt, am 7. April ein Waffenstillstandsabkommen zu unterzeichnen. Die Friedensverhandlungen hatten im Januar 1999 begonnen und seitdem immer wieder am Rande des Scheiterns gestanden. Die Farc ist mit rund 16.500 Kämpfern die größte Guerillaorganisation des südamerikanischen Landes. Während des seit 1964 andauernden Bürgerkriegs wurden in Kolumbien bislang mehr als 200.000 Menschen getötet.

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