Der Rebell starb im Kugelhagel

Angolas Armee hat ihren hartnäckigsten Gegner erschossen. Guerillero und Unita-Chef Jonas Savimbi galt als Haupthindernis für Aussöhnung im Land

aus Johannesburg MARTINA SCHWIKOWSKI

Mit zwei Einschusslöchern im Kopf und 13 Körperwunden lag die Leiche in einer Blutlache, aufgebahrt auf einem Stück Blech unter einem Baum. Journalisten waren am Samstag von der angolanischen Armee zur Besichtigung geladen. Der in der entlegenen Provinz Moxico ausgestellte Leichnam in einem grünem Militäranzug war der von Jonas Savimbi, Held der Guerilla-Kämpfer, die in einem unerbittlichen Kampf gegen die einst marxistische MPLA-Regierung Angolas 27 Jahre Krieg geführt haben. Inzwischen ist Savimbi in der Provinzhauptstadt Luena beerdigt worden.

Der Führer der „Nationalen Union für die vollständige Unabhängigkeit Angolas“ (Unita) war schon oft totgesagt worden, und so war die von der Regierung verbreiteteTodesnachricht zunächst auf Skepsis in der Bevölkerung gestoßen. Doch nachdem Fernsehbilder die Leiche zeigten, war klar, dass es sich dieses Mal nicht um Kriegspropaganda der Armee handelte.

Savimbi und seine Kämpfer hatten sich in den vergangenen Monaten Richtung sambische Grenze zurückgezogen. Etwa 700 Kilometer südöstlich von Luanda, in einer dichten Buschgegend, hatte die Armee laut Regierungsangaben den Unita-Führer bereits eine Woche lang verfolgt. Savimbi konnte die Soldaten abschütteln und fühlte sich angeblich in Sicherheit, als er an einem Fluss nahe dem Ort Lucusse am Freitag ein Lager errichtete. Dort starb er im Kugelhagel der Angreifer. Zwei seiner wichtigsten Gefährten, Antonio Dembo und Paulo Lukamba Gato, seien entkommen, hieß es.

Eine andere Version verbreitete der sambische Geheimdienst: Der Rebellenführer sei bereits vergangenen Montag umgekommen. Die Regierung habe die Nachricht zunächst verschwiegen, um kurz vor dem für morgen angesetzten Washingtonbesuch von Präsident Eduardo dos Santos den Tod effektvoll bekannt geben zu können.

In Angolas Hauptstadt Luanda wurde die Nachricht mit Begeisterung aufgenommen. Hupende Autokolonnen, Schüsse in den nächtlichen Himmel und Tanz in den Straßen zeugten von Freude über den Tod des Mannes, der die Unita 1966 als Gegenbewegung zur MPLA („Angolanische Volksberfreiungsbewegung“), die nach der Unabhängigkeit 1975 zur Regierungspartei wurde, gegründet hatte. Plakate mit der Aufschrift „Der Terrorist ist weg“ waren zu sehen. Viele sahen in ihm das Haupthindernis auf dem Weg zum Frieden in einem Krieg, der 500.000 Opfer und vier Millionen Vertriebene gefordert hat. Aber in ländlichen Gebieten im Nordosten fand Savimbi Unterstützung.

Die Todesnachricht hat Hoffnungen auf möglichen Frieden in Angola geweckt. Die Regierung will angeblich das 1994 in Lusaka von beiden Kriegsparteien unterschriebene Friedensabkommen einhalten und hat die Unita jetzt aufgefordert, ihre Waffen niederzulegen. Doch Unita-Sprecher Rui Oliveira erklärte bereits am Samstag, die „Mission“ werde weitergehen. „Jeder der annimmt, Unitas Ideale sind mit dem Tode ihres Führers gestorben, unterliegt einem Irrtum“, heißt es in einer aus Portugal verkündeten Erklärung, in der Savimbi als „Afrikas berühmtester Sohn“ beschrieben wird. Der Ball liege jetzt bei Angolas Präsident Eduardo dos Santos, sagte der Unita-Sprecher in Portugal. „Wenn er einen Waffenstillstand verkündet, wird natürlich ein Weg frei, den wir bislang nicht hatten.“