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greis aus feuer

Cash – Leben und Werk

„American Recordings und Johnny Cash möchten sich beim Musik-Establishment von Nashville und beim Country-Radio für ihre Unterstützung bedanken“, stand 1998 auf einer ganzseitigen Anzeige im Branchenblatt Billboard Magazin, nachdem Johnny Cash mit einem Grammy für das beste Country-Album ausgezeichnet worden war. Establishment und Radio, die von Cash schon lange nichts mehr wissen wollten, zeigte der tiefgläubige „Mann in Schwarz“ damit buchstäblich den ausgestreckten Mittelfinger. Eine lange ersehnte Bestätigung muss er gewesen sein, dieser Grammy.

Er wurde einem gealterten Künstler verliehen, der von den etablierten Labels zuvor nur noch mit der Kneifzange angefasst worden war. Cash hält sein Gesicht in US-amerikanische TV-Produktionen („Dr. Quinn, Medicine Woman“), tritt im britischen Frühstücksfernsehen auf, spielt Nebenrollen in „Fackeln im Sturm“ oder „Colombo“ und muss ansonsten mit ansehen, wie frühere Plattenfirmen sein altes Material wieder und wieder als schäbige „Best of“-Compilations auf den Markt werfen. Dafür gibt seine Karriere ja auch genug her. Schon sein erstes Album „Folsom Prison Blues“ von 1955 setzt Maßstäbe, Hits wie „Cry, Cry, Cry“ (1955,) „I Walk the Line“ (1956), „Ring of Fire“ (1963) oder „A Boy Named Sue“ (1969) sprechen für sich. Cash gerät in die übliche Verwertungskette, spielt Westernhelden und liefert die Platten dazu. 1965 wird er verhaftet, als er mit Amphetaminen die US-mexikanischen Grenze überqueren will – seine Frau June Carter Cash hilft ihm aus dem Tief. 1968 erscheint sein Live-Album „Johnny Cash At Folsom Prison“, mit dem er auf die Missstände in US-amerikanischen Gefängnissen aufmerksam macht – ein Anliegen der jungen, kritischen Linken, die Cash aber sofort wieder vergrätzt, als er für Richard Nixon und den Vietnamkrieg singt. Von da an geht’s allmählich bergab, begleitet von kruden religiösen Anwandlungen und unsäglichen Begleitmusikern.

Die Wende kommt im Juni 1993. Da unterzeichnete Cash einen Plattenvertrag bei einer Firma, die auf Rap und Metal spezialisiert war. Der Produzent Rick Rubin verlieh Songs wie Künstler wieder ein Gewand, das sie verdienten: schlicht, schwarz, schön. „American Recordings“ ließ aufhorchen, für „Unchained“ bekam er den Grammy, mit „Solitary Man“ (2000) setzte er sich zuletzt ein weiteres Denkmal. 1997 wurde die Parkinsonsche Krankheit diagnostiziert. Es wird von Cash keine Auftritte mehr geben – Aufnahmen schon.

Die taz verlost 20 Exemplare des Cash-Coveralbums „A Boy Named Sue“ (Trikont) – mit Guz, The Bionaut, Tilman Rossmy Quartett, Wiglaf Droste und das Spardosenterzett u. v. a. Postkarten (Kennwort: „Cash“) bitte an taz, Kochstr. 18, 10969 Berlin, Einsendeschluss ist der 1. März 2002. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen und darf nie, nie wieder rein. Die Bilder auf dieser Seite entspringen der Serie endgültiger Cash-Boxen, erschienen bei der verdienstvollen Bear Family. FRA

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