Arbeitsamt: „Back to the roots“
■ Private Vermittler sollen demnächst auch in Bremen Joblosen helfen
Nur 78 von rund 600 Mitarbeitern des Bremer Arbeitsamtes kümmern sich um die Vermittlung von Arbeitslosen – viel zu wenig, um den Arbeitssuchenden schnell zu einem passenden Job zu verhelfen. Regelmäßig monierte der Verwaltungsausschuss den Missstand in seinen Stellungnahmen ans Landesarbeitsamt. Doch seit zwei Jahren tat der Ausschuss nicht einmal mehr das. „Es passiert eh nichts“, rechtfertigt sich Helga Ziegert, arbeitsmarktpolitische Sprecherin der SPD-Bürgerschaftsfraktion und als Vorsitzende des DGB Mitglied des Verwaltungsausschusses. Und dann: „Vielleicht haben wir zu wenig getan.“
„Back to the roots“
Das Arbeitsamt müsse sich in Zukunft wieder mehr auf seine Kernaufgaben konzentrieren, forderte der Landesvorsitzende des SPD, Detlev Albers: Vermittlung von Arbeitssuchenden auf freie Stellen, Berufsberatung, Auszahlung von Arbeitslosengeld und -hilfe sowie arbeitsmarktpolitische Maßnahmen. „Back to the roots“ lautet auch die Losung des stellvertretenden Leiters des Amtes, Lothar Eckert, der am Montag in Nürnberg mit Kollegen aus der ganzen Republik die anstehenden Reformen bei der Bundesanstalt diskutierte. Insbesondere die Kindergeld-Vergabe und der Kampf gegen die illegale Beschäftigung könnten in Zukunft der Familienkasse beziehungsweise den Hauptzollämtern überlassen werden, Call-Center könnten bei der Akquise von freien Stellen helfen.
Der Wegfall von Aufgaben dürfe jedoch nicht zu einer Personalreduzierung beim Arbeitsamt führen, sagte Eckert: „Sonst bringt das nichts.“ Ob am Ende tatsächlich mehr Personal für die Vermittlungstätigkeit zur Verfügung steht, weiß Eckert nicht: „Da wäre ich zumindest vorsichtig.“ Bis die jetzt angedachten Reformen umgesetzt werden, kann es zudem noch dauern. „Wir werden selbst schauen müssen, was wir kurzfristig noch verbessern können“, sagt Eckert. Den Spielraum hierfür schätzt er allerdings nicht sehr hoch ein: „Wir haben ja gerade eine totale Umstrukturierung hinter uns.“
Auch private Arbeitsvermittler sollen in Zukunft stärker zum Zuge kommen. Arbeitslose, für die das Arbeitsamt sechs Monate lang keine Stelle gefunden hat, bekommen demnächst einen Gutschein für eine private Vermittlung. Zur Zeit verhandelt das Bremer Arbeitsamt noch mit verschiedenen Vermittlern über die Erfolgs-Prämien. Egal wie hoch die ausfallen werden: Das Geld wird aus dem Topf für Fortbildungsmaßnahmen und Umschulungen genommen.
Regionalisierung
Die SPD forderte, die Politik der Bundesanstalt stärker zu regionalisieren. „Ausgerechnet jetzt wird die Existenz der Landesarbeitsämter in Frage gestellt“, kritisierte Detlev Albers, der ihnen am liebsten mehr Kompetenzen einräumen würde: „Die schleswig-holsteinischen Interessen sind nicht identisch mit den bayrischen.“ Arbeitsamts-Vize Eckert wollte sich dazu gestern nicht äußern. Er gibt allerdings zu bedenken, dass die 3.600 Stellen bei den Landesarbeitsämtern dann für andere Aufgaben zur Verfügung stehen würden. Und: „Ich sehe meinen regionalen Arbeitsmarkt.“ hoi
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen