: polizei gegen autonomeder taz-spielplan zum 1. mai
Jahr 1987
Der Innensenator
Den Auftakt macht Innensenator Wilhelm Kewenig (CDU). Er provoziert den Gegner mit einer Durchsuchung im Mehringhof.
Seine Strategie
Keine. Kewenig will lediglich den Volkszählungsboykott unterbinden. 1.-Mai-Strategien gibt es erst ein Jahr später.
Seine Gegner
Auch die Szene ist überrascht. Geplant war ein Fest am Lausitzer Platz. Viele gehen ohne Armschoner und Mützen ins Spiel.
Der Spielverlauf
Ein Überraschungssieg. Die Autonomen halten den Gegner in Atem. Bolle brennt. Die Fans randalieren und grölen.
Spielstand
0:1
Jahr 1988
Der Innensenator
Polizeitrainer Kewenig steht am zweiten Spieltag unter Druck. Wie soll er die Vorjahresschlappe wieder wettmachen?
Seine Strategie
Mit Pressing gegen den Gegner vorgehen und ihm im Hexenkessel von Kreuzberg eine entscheidende Schlappe verpassen.
Seine Gegner
Die Autonomen mobilisieren ihre Fans zur ersten revolutionären Maidemonstration durch Kreuzberg. Das Stadion ist voll.
Der Spielverlauf
Kreuzberg hält den Vorsprung. Gegen 20.000 ist kein Kraut gewachsen. Die Polizei zieht ab, Kewenigs Stuhl wackelt.
Spielstand
0:2
Jahr 1989
Der Innensenator
Trainerwechsel bei der Polizei. Unter rot- grün tritt erstmals Innensenator Erich Pätzold (SPD) an. Schafft er den Anschluss?
Seine Strategie
Deeskalation, soll heißen Sozialdemokrat Pätzold geht auf Kuschelkurs. Statt mit drei Spitzen tritt er mit Viererkette an.
Seine Gegner
Die Autonomen bleiben hart. Parole: „Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten. Wer verrät uns schneller? Die AL‘er.“
Der Spielverlauf
Pätzold wird vorgeführt. Ein Polizeispieler meint später: „Wir gaben ihnen die Hand und bekamen die Faust ins Gesicht.“
Spielstand
0:3
Jahr 1990
Der Innensenator
Pätzold kann mit Müh und Not eine Trainerentlassung abwenden und bereitet sich mit hartem Trainung auf die Revanche vor.
Seine Strategie
Die Deeskalation ist gescheitert, es leben die Polizeifestspiele. Pätzold hat erstmals Volkspolizisten zur Verstärkung.
Seine Gegner
Autonome sind im Trainingsrückstand und fordern vom Sozialdemokraten eine zweite Chance der Deeskalation. Vergeblich.
Der Spielverlauf
Die Polizei besetzt Kreuzberg, die Autonomen verlassen Hals über Kopf das Spielfeld. 140 Zuschauer werden arrestiert.
Spielstand
1:3
Jahr 1992
Der Innensenator
Nachdem er im Vorjahr Pätzold abgelöst und das Spiel gewonnen hat, will Trainer Dieter Heckelmann (CDU) erneut punkten.
Seine Strategie
Heckelmann sieht keinen Grund, die Taktik zu ändern. Die Kreuzberger Polizeifestspiele sollen ins nunmehr dritte Jahr gehen.
Seine Gegner
Autonome stehen mit dem Rücken zur Wand. Sie haben nicht nur die Polizei gegen sich, sondern auch einen Mao-Block.
Der Spielverlauf
Maifestspiele nach Hooliganart. Erstmals prügeln sich die Fans nicht mit der Polizei, sondern untereinander.
Spielstand
3:3
Jahr 1995
Der Innensenator
Erfogstrainer Heckelmann freut sich. Nach dem Unentschieden 1993 und den Demoausfall 1994 sitzt er fest im Sattel
Seine Strategie
Die Siegesserie führt unter den Polizeistürmern zu Übermut und Leichtsinn. Sie beginnen, ihren Gegner zu reizen.
Seine Gegner
Autonome nehmen Auszeit und flüchten von der Straße in den Saal. Die Rettung soll nun ein Kongress bringen.
Der Spielverlauf
Sensationell. Während die Kreuzberger diskutieren, randalieren die Prenzelberger im Stadion der Freundschaft am Kolle.
Spielstand
4:4
Jahr 1996
Der Innensenator
Trainerwechsel bei der Polizei. Mit Jörg Schönbohm kommt eine Art Eduard Geyer der Polizeifestspiele nach Berlin.
Seine Strategie
Low Intensity Warfare á la Meister Propper: militärische Taktik in Kreuzberg, Sicherheitspartnerschaft am Kollwitzplatz
Seine Gegner
Kreuzberger suchen Unterstützer im Osten. Dort wehrt man sich gegen die roten Funktionäre und verlangt nur ein Peace.
Der Spielverlauf
Ein bisschen Frieden gibt es nicht. Erstmals probt die Jugend im Fanblock den Erlebnismai: Love Parade mit Steineschmeißen.
Spielstand
4:5
Jahr 1999
Der Innensenator
Nach den Siegen 1998/1999 wird Eckart Werthebach (CDU) übermütig und lässt sich von der gegnerischen Bank foppen
Seine Strategie
Aufmerksamkeit, Hilfe, Appelle - Mit AHA kommen erneut Elemente der Deeskalation in die Polizeitaktik. Schuld ist die SPD.
Seine Gegner
Nach drei Jahren Osten konzentrieren sich die Autonomen wieder aufs Heimpublikum. Kreuzberger nehmen das Angebot
Der Spielverlauf
Der Polizeisportverein schlägt über die Stränge. Die Gegner halten mit. Die Fanbeauftragten verschicken besorgte Faxe.
Spielstand
7:5
Jahr 2001
Der Innensenator
Werthebach setzt alles auf eine Karte. Nach dem Unentschieden im Vorjahr will der Innensenator den 1. Mai verbieten.
Seine Strategie
Straße frei für die Polizei. Werthebachs Truppen besetzen das Kreuzberger Stadion. Gericht bestätigen den Einmarsch.
Seine Gegner
Die Autonomen fordern demokratische Grundrechte, proben den Guerillakampf und ziehen sich auf den Kreuzberg zurück.
Der Spielverlauf
Werthebach steckt erste Niederlagen ein. Demoverbot durchbrochen, Kämpfe härter denn je. Die Kreuzberger Fankurve jubelt.
Spielstand
7:6
Jahr 2002
Der Innensenator
Nun also Ehrhart Körting (SPD). Setzt er nach als zweiter Sozialdemokrat auf der Trainerbank den Ruf der Truppe aufs Spiel?
Seine Strategie
Abwarten und kommen lassen. Körting erwägt, Kreuzberg polizeifrei zu lassen. Die Fans sind stutzig. Alles nur Taktik?
Seine Gegner
Exkämpfer wollen Tag der Arbeit repolitisieren. Kreuzbergs Revolutionäre erwägen, als politische Partei anzutreten.
Der Spielverlauf
Unklar. Auf beiden Seiten gibt es Mannschaftsteile, die weiterhin den Gegner suchen. PDS will sich am 1. Mai freinehmen.
Spielstand
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Text: Uwe Rada
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