: Tod zum Ende des Sabbat
21 Israelis sterben innerhalb von 24 Stunden: Palästinensischer Selbstmordattentäter tötet zehn Menschen in Jerusalem. Heckenschütze beschießt israelischen Kontrollposten im Westjordanland
JERUSALEM dpa/ap/rtr/taz ■ Mit einer beispiellosen Welle von Anschlägen haben palästinensische Extremisten am Wochenende innerhalb von 24 Stunden 21 Israelis getötet. Dutzende weitere wurden verletzt. Bei israelischen Vergeltungsangriffen starben gestern mindestens drei Palästinenser.
Die palästinensischen Attentate gelten als Reaktion auf eine israelische Militäroffensive in zwei Flüchtlingslagern. Dabei waren nahezu 30 Menschen umgekommen.
Am Samstag sprengte sich ein Palästinenser in dem von ultra-orthodoxen Juden dicht besiedelten Jerusalemer Viertel Mea Scharim in die Luft. Zehn Menschen, darunter mehrere Kinder, starben. Zum Zeitpunkt des Mordanschlags kamen gerade viele Menschen zum Abschluss des Sabbats aus den Synagogen. Der Attentäter hatte sich offenbar als ultra-orthodoxer Jude verkleidet.
Gestern Morgen griff ein palästinensischer Heckenschütze einen israelischen Straßenkontrollposten nahe der jüdischen Siedlung Ofra im Westjordanland an. Dabei wurden zehn Israelis getötet. Es soll sich um einen Einzeltäter gehandelt haben, der unerkannt entkam.
Zu beiden Anschlägen bekannten sich die Al-Aksa-Brigaden, die der Fatach-Organisation des palästinensischen Präsidenten Jassir Arafat nahe stehen. Israel gab Arafat die Schuld. Zu einem weiteren Angriff im Gaza-Streifen, bei dem ein israelischer Soldat getötet wurde, bekannte sich die religiös-extremistische Gruppe Dschihad.
Das israelische Militär antwortete gestern mit Raketenangriffen auf das Hauptquartier der palästinensischen Elitepolizei Force 17 in Bethlehem. Auch eine angebliche Waffenfabrik wurde attackiert. Bei Nablus starb ein Polizist, als israelische Panzer ein Gebäude des Geheimdienstes beschossen. In einem Flüchtlingslager kam ein weiterer Polizist ums Leben.
Gestern Abend wollte das israelische Sicherheitskabinett weitere Maßnahmen beraten. Der Vorsitzende des Instituts für Nahost-Studien an der Universität Ben-Gurion in Beerschewa, Joram Meital, glaubt nicht, dass die Al-Aksa-Brigaden noch unter der Kontrolle von Arafat stehen. Im taz-Interview sprach Meital von einem „Gipfel der Un-Ordnung“ unter der palästinenschischen Autonomieverwaltung. Die Attentäter würden sich zwar anhören, was ihre Führer sagten, entschieden dann aber autonom. So käme es, sagte Meital, „dass einerseits die Fatach die Verantwortung für ein Attentat übernimmt, das gleichzeitig von der palästinensischen Führung verurteilt wird“. KLH
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