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Geld korrumpiert nicht alle

Die Kassenärztliche Vereinigung verteilt das Geld an die Ärzte und bietet zudem Möglichkeiten für eine Karriere als Ärzte-Funktionär. Das ist vielleicht zu viel der Macht, solange es um die Kontrolle so mager bestellt ist: Wenn Ärzte abends aus der Praxis ehrenamtlich zu einer Sitzung zusammenkommen, müssen sie sich auf die verlassen, die sie eigentlich kontrollieren sollen.

Kein Wunder also, dass die Vertreterversammlung noch im vergangenen September beschlossen hatte, alles sei in Ordnung. Nicht nur die gutgläubigen Vertreter der Ärzte sind vom Vorsitzenden der KV falsch informiert und belogen worden.

Sie hatten allerdings darauf verzichtet, der Justitiarin zuzuhören. Die hatte vor einem Jahr genau das gesagt, was jetzt die Ärztevertreter so erschüttert. Weil sie die Wahrheit wusste, wurde sie gefeuert. Als das Arbeitsgericht die Kündigung für rechtswidrig erklärte, sollte ihr mit Tausendmarkscheinen – genannt „Abfindung“ – der Mund gestopft werden. „Unkooperativ“ sei sie und habe das abgelehnt, trug die KV-Spitze beim Arbeitsgericht später vor.

Im Grunde gab es bei der Bremer KV nur eine unbestechliche Kontrolle über die Macht der Geldverteilung – diese Frau. Am Dienstagabend musste sie noch hinten unter den Zuschauern sitzen, als die Ärzte dem Richter für sein klares Gutachten dankten. Die Selbstreinigung der KV wird daran zu messen sein, dass sie voll rehabilitiert wird. Klaus Wolschner

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