: Aziza A.: Queen und Alien zugleich
■ Internationaler Frauentag: Die Oriental Hip-Hopperin Aziza A. kommt nach Bremen
1997, deutscher Hip-Hop stand vor dem großen Durchbruch, erschien „Es ist Zeit“, das Debüt von Aziza A., das in zweierlei Hinsicht etwas ganz Besonderes war. Zum einen gab es – neben Cora E. – kaum erfolgreiche weibliche MCs, zum anderen bot das Album eine bis dahin nicht gehörte Verbindung aus Hip-Hop und türkischer Musik. Kein Wunder, dass die Presse sich über die „Queen of Oriental Hip-Hop“ hermachte.
Die in Berlin lebende Tochter türkischer Eltern gerät richtig in Fahrt, wenn es um diese Sorte der Rezeption geht. „Alle denken immer, wir leben und fühlen uns anders. Aber wo ist der Unterschied? Hat das mit der Kultur zu tun, oder wie man aufwächst? Ich denke es reicht, dass wir dauernd auf dieses 'anders' beschränkt werden. Dann hab ich halt zwei Kulturen, na und? Das heißt nicht, dass ich einen inneren Zwiespalt empfinde oder ein verrücktes Verhalten an den Tag lege, wenn man bei mir einen Knopf drückt. Wir werden als Aliens hingestellt. Dabei kann ich dir versichern, dass mein Leben nicht viel anders ist, als dein Leben.“
Dass deutscher Rap nach wie vor in der Hauptsache ein weißes Jungs-Ding ist, hat für sie eine ähnliche Bedeutung – nämlich keine. Ihre musikalische Entwicklung weg vom Hip-Hop, hin zu Breakbeat und Drum'n'Bass, die sie auf ihrem neuen, zweiten Album, “Kendi Dünyam“, vollzog, habe nichts mit dem Zustand hiesiger HipHop-Kultur zu tun, wie sie entschieden betont: „Ich mach mir keinen Kopf, in welchem Beruf oder welcher Kunstform wie viele Männer und wie viele Frauen arbeiten. Ich mache einfach, wozu ich Lust habe. Ich höre gern schwarze Musik, aber dazu gehört auch Jazz, House, Drum'n'Bass. All diese Sachen habe ich in den letzten Jahren intensiver kennen gelernt.“
Die lange Pause zwischen dem Debüt und ihrem neuen Album, zunächst für den türkischen Markt produziert und in Deutschland noch nicht veröffentlicht, nutzte Aziza für verschiedenste Projekte: „Ich habe Fernsehfilme und Theater gemacht, hatte eine Rolle in einer türkisch-amerikanischen Kino-produktion, eine Radio-Show. Außerdem war ich pro Monat ein bis zwei Wochen auf Tour. Das hat mich in meiner Kreativität eingeschränkt. Das war alles sehr schnell und sehr viel, daran muss sich jemand erstmal gewöhnen.“ Dass bei den Angeboten, die nach ihrem Debüt an sie herangetragen wurden, ihre Biographie durchaus eine Rolle gespielt haben mag, ist auch nur die andere Seite der Ausgrenzung.
Andreas Schnell
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