: Fish'n'Chips statt LSD
■ „The Bevis Frond“ enttäuschen Psychedelic-Klischees
Es ist ja nicht so, dass die Psychedelic-Szene sich seit ihrer Geburt 1966 alle paar Jahre neu erfunden hätte. Doch es gibt Ausnahmen. Auch wenn Nick Saloman, der Londoner Multiinstrumentalist und Songwriter hinter The Bevis Frond, nicht als die personifizierte Progressivität durchgeht, so klammert er sich doch zumindest nicht an Dresscodes und den Fetisch Authentizität.
Das sieht man auf den ersten Blick an seiner fülligen Erscheinung, die eher von Fish'n'Chips als von LSD und THC gezeichnet ist. Das hört man aber auch. Denn Saloman kann umwerfend schöne Songs schreiben, die irgendwo zwischen dem kristallklaren Folk-Rock der Byrds und den segelnden Gitarrenballaden Neil Youngs liegen. Solche Lieder haupten sich problemlos auf dem weiten Feld der unterschiedlichen Musikstile.
Das tun sie unter dem Namen Bevis Frond bereits seit Mitte der achtziger Jahre. Nick Saloman hatte in ein Heimstudio investiert, die Nase voll von den Kompromissen, die seine früheren Bands forderten, und den Kopf voll mit guten Songs. Er beschloss, sie alleine aufzunehmen. Auch wenn Saloman mit dem Schlagzeug nicht annähernd so abwechslungsreich und flüssig wie mit der Gitarre hantiert und das Kellerstudio auch einen Kellersound hat: Als mit Miasmadie die erste Bevis Frond-Arbeitsprobe erscheint, ist die Psychedelic-Welt aus dem Häuschen.
Vor ein paar Wochen erschien nun die siebzehnte Bevis Frond-Platte. Wie alle ihre Vorgängerinnen enthält sie schwere, gitarrenlastige Rocksongs, die Cream- und Hendrix-Freunde zufrieden grinsen lassen, aber eben auch federleichte, melancholische Folksongs, denen Salomans britischer Akzent stets etwas Aristokratisches gibt. Auch wenn der Mann heute Abend mit Bassist und Schlagzeuger auf der Hafenklang-Bühne steht, wird beides zu hören sein.
Nur gut, dass diesmal kein zweiter Gitarrist dabei ist und uns so die vormals bei Frond-Konzerten obligaten Gitarrensolo-Duelle erspart bleiben. Dafür hätten wohl auch die drei weiteren Bands des Abends wenig Verständnis. Murder City Devils, die Turbo A.C.s und Nebula halten die Gitarrenzwirbeleien ihrer Punk-Rock-Songs kurz und bündig. Gregor Kessler
heute, 21 Uhr, Hafenklang
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen