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Über Hamburg nach Berlin

Die Frauen von Turbine Potsdam schlagen Saarbrücken mit 8:2. Doch der Trainer ist unzufrieden und der Bundesligakick nur Nebensache. Denn im Frauenfußball zählt fast nur der Einzug ins Pokalfinale

von ANDREAS RÜTTENAUER

Die Turbine läuft wieder. Nach dreieinhalb Monaten Winterpause traten die Spielerinnen des FFC Turbine Potsdam zum ersten Mal wieder in der Frauenfußballbundesliga gegen den Ball. Mit 8:2 wurde der FC Saarbrücken abgefertigt, und Trainer Bernd Schröder war stinksauer. „Katastrophal“ hätten einige Spielerinnen agiert. „Da erwarte ich einfach mehr“, betonte der gestrenge Coach der Potsdamerinnen. Der hohe Sieg dürfe nicht darüber hinwegtäuschen, dass in der Defensive äußerst unkonzentriert gearbeitet worden sei. „Jetzt haben wir noch zwei Wochen Zeit, diese Defizite abzubauen“, so Schröder weiter. Warum so streng, Herr Trainer?

In zwei Wochen spielt Turbine beim Hamburger SV um den Einzug ins DFB-Pokalfinale. Das wollen die Potsdamerinnen unbedingt erreichen. Denn – anders als bei den Männern – ist der Pokal für die Frauenfußballvereine der wichtigste Wettbewerb des Jahres. Nur er garantiert wirklich großes Medieninteresse. Wann wird schon einmal ein Spiel zweier deutscher Frauenmannschaften live im Fernsehen übertragen?

Schon seit ein paar Wochen ist das Halbfinale in Hamburg Hauptgesprächsthema bei Turbine. Es soll möglichst nichts schief gehen. „Klar, wir wollen nach Berlin, daran denkt man auch, wenn man gerade Bundesliga spielt.“ Nationalspielerin Viola Odebrecht bezeichnet das Finale als „Traum jeder Spielerin“.

„Hamburg“ war das wohl am meisten gebrauchte Wort am Sonntag im Karl-Liebknecht-Stadion. Auch während des Spiels wurde mehrfach auf die Fanreise hingewiesen, die der FFC Turbine organisiert. Für 20 Euro können die Anhänger ihre Mannschaft in die Hansestadt begleiten, ein Lunchpaket ist im Preis inbegriffen. Immerhin 60 Tickets wurden während der Begegnung verkauft. Zwei Busse waren schon zuvor ausgebucht. Auch Oberbürgermeister Matthias Platzeck will nach Hamburg reisen. Der Stadionsprecher begrüßte den Kotrainer des HSV, der den Halbfinalgegner beobachtete, und zählte immer wieder die Geschäfte auf, in denen man noch Fahrkarten lösen kann.

Den Spielerinnen blieb beinahe nichts anderes übrig, als durch ständiges Toreschießen zumindest einen Teil der Aufmerksamkeit der 400 Zuschauer auf das Spielgeschehen zu lenken. Sechs Mal traf allein Conny Pohlers, was der Nationalstürmerin sicherlich nicht alle Tage gelingt. Viola Odebrecht verteilte die Bälle im Mittelfeld bisweilen nach Belieben, und Ariane Hingsts Distanzschuss zum 5:1 war äußerst sehenswert.

So richtig schlecht haben die Potsdamerinnen wahrlich nicht gespielt, auch wenn Trainer Schröder dieser Meinung sein mag. Wollen die Turbine-Frauen wirklich ins Endspiel einziehen, müsste eine Leistung wie die gegen Saarbrücken eigentlich genügen. Der HSV nämlich hat in der laufenden Bundesligasaison noch keinen einzigen Punkt gewonnen und ist abgeschlagen Tabellenletzter. Viola Odebrecht weiß, wie gefährlich es sein kann, die Gegnerinnen zu unterschätzen, sagt aber auch: „Normalerweise dürfte das kein Problem sein.“ Ihr Trainer ist vielleicht deshalb so streng, weil er unbedingt vermeiden will, dass seine Spielerinnen „den Kopf einziehen“. Dann sagt er noch: „Ich kenne doch die Mädels.“

Ein Vorbereitungsspiel hat der FFC noch, die Bundesligabegegnung am nächsten Sonntag in Rheine. Dort können letzte Mängel beseitigt werden, bevor es zum Spiel vor dem Spiel der Spiele nach Hamburg geht.

1. FFC Turbine Potsdam – 1. FC Saarbrücken 8:2: 1:0 (9.), 2:0 (15.), 3:0 (30.) alle Pohlers; 3:1 (41.) Scheib; 4:1 (55.) Pohlers; 5:1 (58.) Hingst; 6:1 (60.) Schadrack; 7:1 (62.), 8:1 (64.) beide Pohlers; 8:2 (85.) Bechikhi

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