piwik no script img

■ MonetaFrühlingsgefühle

Ich muss gestehen: ich könnt' schon wieder! Sonne im Urlaub, Sonne in Hamburg. Erste grüne Knospen und – wer hätte das gedacht – grüne Pfeile auf allen Kurstafeln. Amerikas Inflationsrate auf dem niedrig-sten Stand seit 41 Jahren, das Wirtschaftswachstum wieder stärker als von Optimisten erwartet und die Produktivitätszuwächse zeigen dem Rest der Welt eine lange Nase. Grund genug für Investoren, sich nach fast zweijähriger Baisse wieder am Aktienmarkt zu engagieren. 45 Prozent glauben immerhin an einen Aufschwung. Es prickelt wieder verführerisch und lädt zu neuen Spielen ein. Zumindest die Männer. Unter den Frauen scheint der Schock noch etwas länger nachzuwirken. Wie die jüngste Forsa-Umfrage ans Licht brachte, kann sich zur Zeit nur ein Drittel aller Frauen einen neuen Börsenflirt vorstellen. Trauen sie dem ?Frieden–– noch nicht?

Vielleicht aber hat diese Zurückhaltung auch einen ganz anderen Hintergrund, wie der Tipp der Börsenlegende Andre Kostolany vermuten lässt (hätte ich ihn zwei Jahre früher gelesen – viel Kummer wäre mir erspart geblieben). Er lautet:

„Es gibt aber auch einige wenige Börsianer, die auf fallende Kurse, das heißt auf Baisse, spekulieren. Eine kluge Frau sollte also immer einen Baissespekulanten als Liebhaber in Reserve haben. Dann ist ihr Wohlergehen für alle Zeiten gesichert.“

Darf ich daraus schließen, dass zwei Drittel meiner Geschlechtsgenossinnen diesem Rat gefolgt sind? Ihr hättet auf jeden Fall zwei lustvolle Jahre hinter euch. Gesteht!

Wenn aber doch andere Motive hinter der Zurückhaltung stehen sollten: Es sieht sowohl fundamental als auch technisch danach aus, als ob wir für die kommenden Monate unseren Frühlingsgefühlen freien Lauf lassen können. Auch mit Liebhabern, die von Baissespekulation so wenig verstehen wie Kostolany von Frauen.

Susanne Kazemieh

Die Kolumnistin ist Finanzmaklerin und Gründerin der FrauenFinanzGruppe, Grindelallee 176, 20144 HH, Tel.: 4142 6667, Fax: 4142 6668 info@frauenfinanzgruppe.de www.frauenfinanzgruppe.de

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen