: Anmaßende PDS-Kritik
betr.: „Raider heißt jetzt PDS“, taz vom 15. 3. 02
Ihr Autor geht davon aus, die PDS sei eine „Rentner-Combo“, und in deren Köpfen stecke „das alte Zeug aus 40 langen Jahren“. Dass die PDS bei den Mitgliedern (nicht bei den WählerInnen!) eine überalterte Partei ist, steht sicherlich außer Frage. Aber daraus auf die Inhalte der Gedanken und Meinungen dieser älteren Parteimitglieder zu schließen, halte ich doch für anmaßend.
Damals sind 95 Prozent der SED-Mitglieder aus der Partei ausgetreten. Liegt nicht die Vermutung nahe, dass es sich bei den restlichen 5 Prozent um Menschen handelte, die die Idee eines demokratischen Sozialismus im Kopf hatten und in der DDR Veränderungen hin zu mehr Freiheit und Demokratie anstrebten? Die PDS arbeitet ihre Vergangenheit schon seit Jahren auf und hat daraus Schlüsse gezogen, die sie zur einzigen modernen linken Partei mit Einfluss gemacht haben.
Überdies wirkt der Artikel wie ein Vorwurf – aber was wirft König der PDS vor? Dass sie sich vermarktet? Das macht jede Partei und ist völlig legitim. Schlimm wird es, wenn eine Partei nur noch aus Werbung besteht. In der PDS gibt es jedoch genügend Inhalte, um die Werbung mit Leben zu erfüllen. Hier wäre ein Blick in die zahllosen Flugblätter und Publikationen der Partei recht hilfreich.
In meinem PDS-Kreisverband haben wir gestern eine 18-jährige Direktkandidatin für den Bundestag aufgestellt. Ich selbst bin 19 Jahre alt. Zudem gibt es den recht aktiven PDS-nahen Jugendverband „Solid“, der bereits eine Menge Landesverbände hat. Zu behaupten, die Partei suche sich „frische Köpfe“ fürs Image, ist arrogant. Ich kann euch versichern, dass ich kein Vorzeigejüngling bin, sondern ein politisch interessierter selbstständiger Mensch, der sich mit den Inhalten der PDS identifizieren kann.
ANDREAS HOLZ, Ahlen/Westf.
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