Wale haben Schwein

■ Schutz für bedrohte Nordsee-Wale und Förderung der Windkraft vereinbart

Selten klatschten Umweltschützer nach einer Tagung europäischer Regierungen so viel Beifall wie gestern nach der 5. Nordseeschutz-Konferenz im norwegischen Bergen. Die Einigung der neun Anrainerstaaten auf einen Rettungsplan für die bedrohten Schweinswale und auf die verstärkte Förderung der Windenergie wurden einhellig gelobt. „Das ist wirklich höchst erfreulich“, jubelt WWF-Fischereiexpertin Heidi Vesper, von einem „großen Erfolg für die erneuerbaren Energien“, schwärmt Christian Bussau von Greenpeace.

Die neun UmweltministerInnen vereinbarten erstmals Maßnahmen, um das Massensterben der knapp zwei Meter langen Kleinwale in Fischereinetzen von derzeit jährlich vier bis fünf Prozent des Bestandes auf höchstens ein Prozent zu senken. Zudem soll bis 2010 ein System von Schutzgebieten eingerichtet werden.

Die einzigen heimischen Wale sind spätestens seit den neunziger Jahren als unbeabsichtigt gefangene und dann als nutzlose Kadaver wieder ins Meer geworfene „Beifänge“ zu einem Symbol für Umweltprobleme aus industriell betriebener Fischerei geworden. Für vier Kilo Steinbutt wird ein Kilo Schweinswal sinnlos geopfert, hatte der dänische Naturschutzbund errechnet.

Etwa 10.000 der Kleinen Tümmler ertrinken jährlich in den feinmaschigen Stellnetzen, die als kilometerlange Gardinen im Wasser hängen. Der Bestand der Delphin-ähnlichen Kleinwale wird auf etwa 270.000 Tiere in der Nordsee und nur noch 600 in der Ostsee geschätzt. Bis zur endgültigen Sicherung der Bestände sei es dennoch ein weiter Weg, so Vesper: „Auf lange Sicht wird es nicht ohne echte Fischerei-Verbote in Schutzzonen gehen.“

Zudem sprachen sich die Nordsee-Staaten für eine Verstärkung der Windenergie-Gewinnung an den Küsten und auf See (Offshore) aus. Gebiete für Windparks auf dem Meer sollten schnellstmöglich ausgewiesen und die Offshore-Industrie gefördert werden. „Ein visionäres Signal für den Klimaschutz“, schwärmte Bussau.

Sven-Michael Veit

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