: Regelrecht zu Tode gesiegt
Eintracht Südring scheidet im Halbfinale der Badminton-Meisterschaft aus. Aber wie im letzten Jahr, als Südring Meister wurde, wird das wieder kaum auffallen
Der Traum von der Verteidigung des deutschen Meistertitels für den Badmintonclub Eintracht Südring war schnell ausgeträumt. Allzu groß waren die Hoffnungen auf den Finaleinzug am Samstag ohnehin nicht mehr, nachdem die Kreuzberger das Hinspiel beim SC Bayer 05 Uerdingen tags zuvor mit 2:6 verloren hatten. Im Wissen um ihre Stärken gingen die Gäste hochkonzentriert zu Werke, gewannen die ersten drei Spiele ohne große Mühe und stellten so den Finaleinzug sicher. Am Ende hieß es 5:3 für Uerdingen.
Natürlich ist Rainer Behnisch enttäuscht. Der Manager und Mannschaftsbetreuer der Berliner hatte zwar nicht unbedingt mit dem Weiterkommen gerechnet, aber es ist eben nicht leicht, die Überlegenheit eines Gegners anzuerkennen. „Die trainieren täglich, das sind alles Sportler, die die großen internationalen Turnieren spielen.“
Die Gründe für die Niederlage sind schnell aufgezählt. Wie alle deutschen Spitzenmannschaften lassen auch die Berliner die meisten Spieler eigens für die Einsätze im Team aus ihren Heimatländern einfliegen. Doch die absoluten Spitzenspieler können sich die Kreuzberger nicht leisten. Und so haben sie in den vergangenen Jahren hauptsächlich von ihrem Teamgeist gelebt. Der 34-jährige Schwede Peter Axelsson, elfmaliger Landesmeister im Doppel, beispielsweise spielte insgesamt sechs Jahre bei Südring, seine Landsfrau Catrine Bengtsson, ehemalige Mixed-Weltmeisterin, war schon 1997 bei der Ersten von vier Meisterschaften der Berliner dabei. Beide haben den Zenit ihrer sportlichen Leistungsfähigkeit wohl überschritten, haben in den letzten Jahren aber dafür gesorgt, dass in einer Individualsportart so etwas wie Mannschaftsgefühl aufkommen konnte.
„Da sind Freundschaften entstanden“, versucht Behnisch zu erklären, was ihn antreibt, jedes Jahr aufs Neue Sponsoren und Spieler für ein Team aufzutreiben, das möglichst um die Meisterschaft mitspielen soll. „See you next year!“ Nachdem Axelsson sein Mixed an der Seite von Catrine Bengtsson zu Ende gebracht hat, klopft er Behnisch auf die Schulter und verlässt die Halle. „Sehen Sie“, sagt Behnisch, „das meine ich.“ Nächstes Jahr.
Wie es weitergehen wird mit dem Spitzenbadminton in Berlin, weiß Behnisch nicht. Die 10.000 Euro, die Südring bislang aus den Einnahmen der Spielbanken in Berlin erhielt, fallen aufgrund der Haushaltsnotlage des Landes wohl weg. Zudem hat der Hauptsponsor seinen Rückzug angekündigt. „Ob es weiterhin Badminton auf diesem Niveau in Berlin geben wird, ist äußerst ungewiss“, so Behnisch.
Vor Jahren war er angetreten, um etwas zu bewegen in dieser Sportart. Er wollte sie populär machen in Berlin. Dafür hat er viele Opfer gebracht. „Gelohnt hat es sich nicht.“ Behnisch zieht ein bitteres Fazit. Nicht einmal die Meistertitel habe man richtig registriert: „Wir haben uns regelrecht zu Tode gesiegt.“. Für die Vorrunde habe sich kaum einer interessiert, schon zu Saisonbeginn sei er nach den Halbfinalterminen gefragt worden. Dennoch ans Aufhören denkt er nicht. „Ich werde alles daran setzten, dass es weiterhin Spitzenbadminton in Berlin gibt.“
Mit dem Aufstieg der Reserve in die zweite Bundesliga konnte immerhin die Grundlage für eines seiner wichtigsten Ziele geschaffen werden. Jetzt gebe es endlich die Möglichkeit für junge deutsche Talente, sich an die erste Mannschaft heranzukämpfen. Behnisch gerät ins Schwärmen. Es ist ihm anzusehen, dass er seine Leidenschaft nicht aufgeben wird, auch wenn es sich am Ende doch nicht lohnt.
ANDREAS RÜTTENAUER
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