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fällt wegEngagierte Jugend

Das passiert also, wenn man vergisst, wo man herkommt. Als Schüler engagierte sich Klaus Wowereit selbst bei den jungen Sozialisten. Als Regierender Bürgermeister will er nun die Mittel für politische Jugendprojekte wie „Die Falken“ streichen lassen. Der Hauptstadt-Verband der Sozialistischen Jugend Deutschlands wird 56 Prozent seiner jährlichen Zuwendungen verlieren, wenn der Senat an seinem Vorhaben festhält: 4,2 Millionen Euro sollen bei Jugendprojekten eingespart werden. Bislang erhalten „Die Falken“ jährlich 305.000 Euro. Die Mittel werden vor allem in die außerschulische Jugendbildung investiert. „Seminare zum Thema Innere Sicherheit, Besuche in Konzentrationslagern oder Begegnungen mit politisch engagierten Jugendlichen aus dem Ausland könnten in Zukunft ausfallen“, sagt Landesvorsitzender Jan Winkelmann. Allein bei den Falken will der Senat 172.000 Euro einsparen. Betroffen sind aber nicht nur 1.500 Jung-Falken. Der Verband unterhält mit seinen Mitteln eine anonyme Kinder- und Jugendberatung, die in Konfliktsituationen auch Nichtmitgliedern Hilfe bietet.

 Wer diese Aufgabe in Zukunft übernehmen soll, fragt sich nun der Vorstand. Von den drei ehrenamtlichen Mitarbeitern, die sich bislang um die Jugendarbeit kümmern, wird mindestens einer gehen müssen. „Offensichtlich nehmen die politischen Spitzen der Parteien ihre Phrasen von Zivilgesellschaft, bürgerlichem Engagement und Solidarität selbst nicht ernst“, meint Winkelmann. Dabei würden sich oft gerade Jugendverbände gegen Fremdenfeindlichkeit und soziale Kälte einsetzen. „Mit seinem Sparvorhaben nimmt der Senat uns und anderen diese Möglichkeit.“ Noch will Winkelmann die Hoffnung nicht aufgeben. Immerhin seien die Falken eine unabhängige sozialdemokratische Jugendorganisation. Und einige ehemalige Falken sitzen heute in der SPD-Fraktion: „Die haben sicher nicht vergessen, wo sie herkommen.“ MLA

An dieser Stelle stellen wir Projekte und Einrichtungen vor, die dem Rot-Rot-Stift zum Opfer fallen sollen.

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