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Warnung vor Anschlägen in Bosnien

Islamistische Strömungen, finanziert aus Saudi-Arabien, versuchen über Hilfsorganisationen Fuß zu fassen

SPLIT taz ■ Die US-Botschaft in Sarajevo hat ihre Pforten zwar wieder geöffnet, doch die Sicherheitsleute bleiben auf der Hut. Denn Informationen, denen zufolge die Terrororganisation al-Qaida einen Anschlag auf die Botschaft plane, werden weiterhin ernst genommen. Dass sich Mitglieder von al-Qaida in Bulgarien getroffen haben sollen, wie bosnische Regierungskreise behaupten, wird von Seiten der US-Botschaft weder bestätigt noch dementiert. Doch nach diplomatischen Quellen sollen die Sicherheitsdienste intensive Nachforschungen anstellen.

Bosnien-Herzegowina mit seiner muslimischen Bevölkerungsmehrheit wird schon länger als Sicherheitsrisiko für amerikanische Einrichtungen betrachtet. Zwar erklären US-Politiker im Einklang mit den bosnischen Behörden immer wieder, dass die Mehrheit der Bevölkerung von radikalen Islamisten nichts wissen will und die Behörden alles unternähmen, um die Sicherheit der ausländischen Botschaften zu gewährleisten. Doch andererseits warnen die Geheimdienste vor fundamentalistischen Splittergruppen, die in das terroristische Umfeld geraten könnten.

In diesem Zusammenhang ist die Tätigkeit der islamischen Hilfsorganisationen ins Visier der Fahnder geraten. Am vergangenen Dienstag durchsuchte die bosnische Polizei die Räume der islamischen Hilfsorganisation „Bosnische Ideale Zukunft“. Und wurde fündig: Sie beschlagnahmte Waffen, falsche Pässe und Pläne für die Herstellung von Bomben. Schon im letzten Sommer, vor den Anschlägen in den USA, kam es zu ähnlichen Aktionen, vor allem bei saudi-arabischen Hilforganisationen.

Aus Saudi-Arabien ist viel Geld nach Bosnien und Herzegowina geflossen. Doch anders als westliche Hilforganisationen, die Wiederaufbauprojekte im wirtschaftlichen und sozialen Bereich finanzieren, versuchten die Saudis ihre Hilfe von vornherein zum Aufbau islamischer Strukturen zu nutzen. Dabei ging es nicht nur um den Wiederaufbau im Krieg zerstörter Moscheen. Schon während des Krieges wurde die Verteilung humanitärer Hilfe an Bedingungen geknüpft. So sollten die Frauen, die Hilfsgüter abholten, die in Bosnien unübliche islamische Kopfbedeckungen tragen.

Nach dem Krieg bemühten sich die islamischen Hilfsorganisationen um den Aufbau von islamisch-fundamentalistischen Gruppen nicht nur in den von ihnen finanzierten Zentren, sondern auch in den der bosnischen islamischen Gemeinschaft unterstellten Moscheen. Der Einfluss der Wahabiten, wie die Saudis genannt werden, bereitete der islamischen Geistlichkeit in Bosnien schon seit geraumer Zeit Anlass zur Sorge. Nach den Anschlägen in den USA forderte das Oberhaupt der bosnischen Muslime, Mustafa Ceric, die fundamentalistischen Gruppen aus den Gemeindeeinrichtungen zu verbannen. Was auch geschah. Der liberale bosnische Islam setzte sich öffentlich von den Wahabiten und damit der antiwestlichen Tendenz im Islam ab.

Doch mit deren Isolierung sei auch mit einer Radikalisierung dieser Gruppen zu rechnen, befürchten die Geheimdienste. Dass im letzten Herbst drei Bosnier in Pakistan auftauchten, um sich den Taliban anzuschließen, sei ein Ausdruck dafür. Angesichts der hohen Arbeitslosigkeit könnten die finanziell gut ausgestatteten arabischen Organisationen für manche Jugendliche so attraktiv sein, dass sie weiter in das fundamentalistische Umfeld abdriften könnten, befürchten die Quellen. ERICH RATHFELDER

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