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Gemasterte Lehrer nur an zwei Unis

Mit zwei Modellversuchen will Nordrhein-Westfalen die Lehrerausbildung revolutionieren: Erst Bachelor, dann Master – und später vielleicht Lehrer

Mit dem zweiten Fach schnell auf Chancen im Bildungsmarkt reagieren können

aus Düsseldorf ISABELLE SIEMES

Die Revolution der Lehrerausbildung hat begonnen. In den Universitäten Bochum und Bielefeld können Lehrer in spe ab kommendem Wintersemester einen flexiblen Bachelor- und Master-Studiengang absolvieren. Das verkündete die nordrhein-westfälische Bildungsministerin Gabriele Behler (SPD) vergangene Woche in Düsseldorf. Neun NRW-Hochschulen hatten sich für den bundesweit einmaligen Modellversuch beworben. Die beiden Gewinner-Unis in Bielefeld und Bochum überzeugten die Expertenkommission der Ministerin mit stichhaltigen Konzepte und Reformen.

Das neue gestufte Studium wird zunächst mit einem Bachelor nach sechs Semestern abgeschlossen. Darauf baut ein Masterstudium auf, das zwei Semester für Lehrer der Grund-, Haupt- und Realschule oder vier Semester für Gymnasial- und Sonderpädagogen dauert. Der Reiz des neuen Modells: Die Studiosi brauchen erst nach dem Bachelor zu entscheiden, ob sie künftig überhaupt Schüler unterrichten beziehungsweise dann lieber das Einmaleins in der Grundschule oder den Faust im Gymnasium lehren wollen. Alternativ können sie zudem einen „Master of science“, den alten Magister, ablegen oder direkt ins Berufsleben starten. Die Abschlüsse sollen in allen Bundesländern gelten.

An der Uni Bielefeld wählen die Erstsemester ab Oktober sogar zwischen zwei neuen Masterlehrer-Modellen. In Modell A studieren die Flexiblen ganz normal ein Hauptfach und ein Nebenfach für den Bachelor. Im Masterstudium pauken sie Pädagogik und Didaktik und belegen zusätzliche Seminare im Nebenfach. Modell B ist für Frühentscheider, die ein Hauptfach und dazu direkt Erziehungswissenschaften wählen. Das zweite Hauptfach wird im Masterstudium erlernt. So können die Studierenden mit dem zweiten Fach aktuell auf Einstellungschancen im Schuldienst reagieren. Obligatorisch für beide Bachelor-Modelle sind interdisziplinäre Seminare etwa zu Sprach- und Medienkompetenz. Praktika stehen dagegen eher im Hintergrund.

Die alte Lehramtsausbildung wird neben dem neuen Modell weiterhin angeboten. Die Ministerin relativiert damit ihre vor einem Jahr forsch angekündigte Lehramts-Umwälzung: „Grundsätzlich bleibt es dabei, dass eine flächendeckende Einführung des Modellvorhabens zurzeit nicht zur Debatte steht.“ Anfang März, als die Kultusministerkonferenz (KMK) grünes Licht gab für das neue NRW-Modell, hieß es noch in der Presseerklärung der Ministerin, an „mehreren Standorten“ werde das Master-Lehramt eingeführt.

Die sieben Hochschulen, die keinen Zuschlag erhielten, reagierten verärgert auf die unerwartet schmale Auswahl. „Das ist ein rabenschwarzen Tag für die Schullandschaft in Nordrhein-Westfalen“, kommentierte der Prorektor der Bonner Uni, Matthias Herdegen. Für Bonn und Düsseldorf bedeutet das ministerielle Votum, dass sie ab kommendem Wintersemester keine neuen Lehramtsstudenten mehr ausbilden. Wegen mangelnder pädagogischer und didaktischer Anteile dort hatte ein Expertenrat vergangenes Jahr die Einstellung des Studiums empfohlen. Auch in den Entwürfen der Bewerber für das neue Master-Lehramt fehlten der Jury umfassende Fachdidaktiken. Herdegen kritisiert dagegen die starke Aufwertung der Didaktik im neuen Studienmodell: „Wir halten fachwissenschaftliche Exzellenz auch bei der Lehrerausbildung für unverzichtbar.“

Behler hält sich indes alle Optionen offen und will ein zweites Auswahlverfahren anbieten. „Wir werden im kommenden Jahr an der neuen Bewerbungsrunde teilnehmen“, kündigte Vittoria Borso, Dekanin der philosophischen Fakultät in Düsseldorf, bereits an. Warum die Ministerin nur zwei Unis erlaubt, die Bachelor-/Masterlehrer auszubilden, darüber wird jetzt hinter verschlossenen Türen spekuliert. Pikanterweise ist Bielefeld Behlers Wahlkreis und Bochum der von NRW-Ministerpräsident Wolfgang Clement.

Rückenwind erhält Behler vom rheinland-pfälzischen Bildungsminister Jürgen Zöllner (SPD), der jetzt ebenfalls ein Reformpapier für ein gestuftes Bachelor-Master-Studium von Lehrern vorlegte (siehe Kasten). Zöllner versprach viel Praxisnähe zu realisieren und keine Abstriche in den Fachwissenschaften zuzulassen.

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