Lokalkoloratur
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Musik, so der Schlaumeier Adorno sinngemäß, sollte Chaos in die Ordnung bringen. Deshalb sorgen die Ordner im Hauptbahnhof-Untergrund mit Vivaldi und Konsorten für Ordnung, sprich Vertreibung unerwünschten Publikums, mit E-Musik. Telemann stand noch nicht auf dem Vertreibungs-Programm. Der ist bei allem Wirken über 50 Jahre lang auf und unter HHs Prachtstraßen nicht angesagt. Johannes Pausch, Streiter für Alte Musik und gegen den etablierten Musikbetrieb, hat mit der Matthäus-Passion von 1758 wiederum ein Werk des gewitzten Bach- und Händel-Zeitgenossen ausgebuddelt. Da schrabbeln nicht nur die Profi-Geigen der Profi-Musiker. Zum zwölften Mal seit '91 und vor 20 weiteren Telemann-Passionen, die Pausch und sein Mitstreiter Stefan Möhle bis ins Jahr 2022 noch rekonstruieren wollen. Ein weltweit einmaliges Langzeit-Projekt auch zur Freude der Telemann-Gesellschaft im japanischen Kioto. Beifall! plk

Heute, 20 Uhr, Gnadenkirche (Karolinenstraße)