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Leben aus dem All?

■ Bremer Forscher liefern Ergebnisse aus dem Kometen-Labor. Damit stehen sie vor einer Serie neuer Fragen

Kommt irdisches Leben aus dem All? Tragen wir extraterrestrisches Material in unseren Körpern? Sind wir gar mit dem spitzohrigen Mr. Spock oder Jedi-Lehrmeister Yoda verwandt? Glaubt man den jüngsten Ergebnissen Bremer Wissenschaftler, die heute die britische Wissenschaftszeitschrift „nature“ veröffentlicht, lautet die Antwort: Ja!

Wie die Untersuchung zeigt, scheinen Kometen für die Entstehung des Lebens auf der Erde verantwortlich zu sein. „Interstellares Eis“ nennt Uwe Meierhenrich, Chemiker der Bremer Uni, die Himmelskörper mit Schweif. In den auf der Erde eingeschlagenen Kometensplittern – den Meteoriten – sei der Grundstoff, aus dem auch der Mensch gemacht ist, enthalten.

„Der allererste Schritt der Evolution war also nicht an die Erde gebunden“, erklärt Meierhenrich das Ergebnis der Untersuchungen, an denen im Auftrag der europäischen Raumfahrtagentur ESA auch Franzosen und Niederländer forschten. Nicht Mutter Erde, sondern das All scheint sich nun als Wiege der Menschheit zu entpuppen. „Damit sind wir lange nicht am Ende unserer Forschungen, sondern stehen erst vor einem Berg neuer Fragen“, so Meierhenrich.

Doch was haben Kometen mit irdischen Leben zu tun? „Aminosäuren, das ist das Stichwort“, holt Meierhenrich zum chemischen Rundumschlag aus. Der Schritt vom Kometen zum Menschen ist astronomisch groß: Kometen sind die ältesten Reste einer gigantischen Staubwolke, aus der unser Sonnensystem vor rund 4,6 Milliarden Jahren entstand. Im Labor stellte Meierhenrich die chemischen Vorgänge bei der Kometenentstehung nach, „sozusagen im Reagenzglas“. In einem Vakuum kühlten die Forscher einen Aluminiumblock mit flüssigem Helium auf zwölf Kelvin (etwa minus 439 Grad Celsius) ab und bedampften diesen mit den einfachen chemischen Verbindungen Wasser, Kohlendioxid, Kohlenmonoxid, Ammoniak und Methanol.

„Gleichzeitig haben wir mit einer UV-Quelle Sonnenlicht simuliert, denn das zerbricht solche Moleküle, die dann neue, komplexere Verbindungen eingehen“, erklärt Meierhenrich. Die neuen Verbindungen gefroren als dünne Eisschicht am Aluminium. Bei ihrer Erwärmung war die Überraschung perfekt: „Wir fanden 16 verschiedene Aminosäuren“, freut sich Meierhenrich. Da einige von diesen komplexen Molekülverbindungen zum menschlichen Stoffwechsel gehören, liegt für die Forscher der Zusammenhang zwischen Weltall-Chemie und irdischem Leben auf der Hand.

Zwar wurden bereits zuvor Aminosäuren in Meteoritenresten auf der Erde gefunden. „Jedoch ging die Forschung bisher davon aus, dass diese Meteoriten im Flug durch die Erdatmosphäre oder am Boden mit Aminosäuren kontaminiert wurden“, schildert Meierhenrich den heute vermeintlichen Irrtum. Unwahrscheinlich, ja schier kometenhaft sind die neuen Ergebnisse. „Seit 30 Jahren forschen etwa 20 Teams weltweit an künstlichen Kometen und außer uns hat nur eins davon bisher Aminosäuren gezählt, genau drei“, sagt Meierhenrich zum Vorsprung der Bremer.

Im kommenden Jahr will die ESA eine Raumsonde zum Kometen Wirtanen schicken. Nach der Landung 2011 soll die Sonde die bisherigen Ergebnisse überprüfen. Bis dahin können die Bremer Chemiker nur hoffen, dass ihre Theorie nicht zu Sternenstaub zerfällt.

Daniel Satra

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