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Der Traum ist aus

Bündnis für polizeifreien 1. Mai sagt ihre Großveranstaltung nach Kritik von Autonomen ab. Geplant sind nur noch eine Podiumsdiskusssion und Proteste gegen die NPD

Die Idee eines polizeifreien Kreuzbergs am 1. Mai ist zwar tot, an eine Auflösung ihres Bündnisses „Denk Mai neu!“ denken die Beteiligten aber trotzdem nicht. Statt eines großen politischen Straßenfestes, das fast das gesamte östliche Kreuzberg abdecken sollte, plant die Initiative um den FU-Professor Peter Grottian allerdings nur noch eine Podiumsdiskussion zum Thema Globalisierung, Krieg und Armut in der Stadt. Sie soll am Nachmittag des 1. Mai auf dem Oranienplatz stattfinden. Die polizeiliche Anmeldung für die ursprünglich geplante Großveranstaltung hat das Bündnis bereits zurückgezogen. Das traditionelle Fest auf dem Mariannenplatz soll jedoch stattfinden.

Die Innenverwaltung bedauerte gestern die Entscheidung. „Wir befürworten nach wie vor jede Art der Einmischung von Bürgern, die sich für einen gewaltfreien Verlauf einsetzen“, sagte eine Sprecherin von Innensenator Erhart Körting (SPD).

Grottian und seine Mitstreiter reagieren mit ihrem Rückzug vor allem auf Kritik autonomer Gruppen. „Wir sind in der Szene einfach nicht auf Akzepanz gestoßen“, sagte Grottian. Bei einer Podiumsdiskussion mit Grottian und Körting war es in der vergangenen Woche zum Eklat gekommen. Linksradikale hatten die Veranstaltung mit Sprechchören massiv gestört.

Körtings Entschluss, sich nicht auf ein polizeifreies Kreuzberg am 1. Mai einzulassen, sei nur ein Grund für den Ausstieg gewesen, gestand Grottian: „Mit genügend Leuten hätten wir uns über die Polizei auch hinwegsetzen und mit einer großen Menschenkette das Kreuzberger Areal polizeifrei halten können“.

Entgegen anderslautenden Das Bündnis „Denk Mai neu!“, an dem auch das Komitee für Grundrechte und Demokratie beteiligt ist, will nun am 1. Mai „noch engagierter als in den Jahren zuvor“, die Demonstrationen und insbesondere das Verhalten der Polizei beobachten und dokumentieren.

An einen Austritt denkt auch nicht die Antifaschistische Aktion Berlin (AAB). Als einzige autonome Gruppe werde man sich weiter am Bündnis beteiligen, versicherte ihr Vertreter Michael Kronewetter. Mit dem Bündnis will die AAB nun zu Demonstrationen gegen den geplanten NPD-Aufmarsch am 1. Mai mobilisieren. Seinen Informationen zufolge will die NPD am 1. Mai vom Ostbahnhof über die Holzmarktstraße zum Alexanderplatz marschieren.

Und auch an der Demonstration um 18 Uhr „durch die Mitte zum Auswärtigen Amt“ sowie einem Konzert am Vorabend will die AAB festhalten. Mit der Hamburger Band Tocotronic soll das Motto dann eben heißen:„Tanz in den Mai“. LEE/GA

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