Tödlicher Amoklauf in Pariser Vorort

Ein Student erschießt im Rathaus von Nanterre 8 Kommunalpolitiker und verletzt 19 weitere. Motiv ist noch unklar

NANTERRE taz ■ Ein Amokläufer hat in der Nacht zum Mittwoch im Pariser Vorort Nanterre ein Blutbad angerichtet und 8 Kommunalpolitiker erschossen. 19 weitere wurden von ihm im Ratssaal zum Teil lebensgefährlich verletzt. Insgesamt gab der 33-jährige Richard Durn mehr als 40 Schüsse ab. Nur durch das Eingreifen mehrerer Abgeordneter konnte der Täter von weiteren Schüssen abgehalten werden.

Durn hatte das Ende der über sechs Stunden dauernden Sitzung zum Haushalt der 100.000-Einwohner-Stadt Nanterre abgewartet und gab gegen 1 Uhr nachts die ersten Schüsse ab. Bei einem Verhör machte er persönliche Motive geltend. Er habe sich aus der Gesellschaft ausgeschlossen gefühlt und „existieren“ wollen, sagte Durn. „Dafür musste ich jemanden töten.“

Premierminister Lionel Jospin sprach von der Tat eines Wahnsinnigen. Durn ist Mitglied eines Schützenvereins und hatte die drei Waffen, darunter zwei Maschinenpistolen, legal erworben. Er soll in früheren Jahren wegen psychischer Probleme in Behandlung gewesen sein.

Nach Angaben Überlebender hat der ehemalige Student der Geografie öfter als Zuhörer an Ratssitzungen teilgenommen. Er soll sich für Umweltthemen interessiert haben und hatte sich laut Medienberichten bei der Menschenrechtsliga in Nanterre engagiert. Die Bluttat ähnelt einem Amoklauf im Parlament des Schweizer Kantons Zug. Dort wurden im September vergangenen Jahres 14 Menschen getötet.

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