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Adieu, ihr lustigen Weiber von Windsor

Mit dem Tod der Königinmutter endet die Zeit der unkonventionellen Frauen an der britischen Staatsspitze. Die Queen Mum, Margaret und Diana revolutionierten die Rolle der Frau in Großbritannien. Jetzt kehrt die Zeit der Männer zurück

BERLIN taz ■ Vier Frauen prägten in der letzten Zeit das Bild des britischen Königshauses, und drei davon sind nun tot. Erst nach dem Tod von Prinzessin Diana, Prinzessin Margaret und der Königinmutter ist klar geworden, wie sehr sie durch ihre unkonventionelle Neudefinition der eigenen Position die gesellschaftliche Modernisierung Großbritanniens befördert haben. Die Königinmutter als lustige Witwe, Margaret als lebensfrohe Männerwechslerin, Diana als selbstbewusste Betrogene – keines dieser Frauenbilder war früher in England gesellschaftsfähig. Wer so lebte, musste sich verstellen oder verstecken. Aber durch diese drei Frauen haben diese Rollen, die dem herkömmlichen prüden Familienidyll der Viktorianischen Ära zuwiderlaufen, königliche Weihen und damit gesellschaftliche Akzeptanz gefunden.

Mit dem Tod der Queen Mother ist die Epoche der Feminisierung der britischen Monarchie mit all ihren revolutionären, sozialen Auswirkungen zu Ende gegangen. Übrig ist die Queen, aber sie kann wegen der Last ihres Amtes als Staatsoberhaupt keine modernisierende Kraft entfalten. Sie ist verfassungsmäßig ein Gebrauchsgegenstand, keine Gestalterin, und persönlich der Inbegriff des Bekannten und Vertrauten.

Jetzt sind die Männer an der Reihe. Charles und seine Söhne werden auf absehbare Zeit die führenden Rollen im britischen Königtum einnehmen. Das ist schwer in einer Zeit, wo allenthalben im Land die Krise des traditionellen Männerbildes beschworen wird. Nicht nur das Verschwinden traditioneller Männerberufe in der britischen Wirtschaft ist daran schuld, sondern eben auch das Aufkommen neuer gesellschaftlich akzeptierter Frauenrollen, zu denen es kein männliches Pendant gibt. Zwischen dem überangepassten Bürger, dem Außenseiter-Macho und dem traurigen Versager gibt es kaum Spielraum, und daran haben auch „neue Männer“ wie Tony Blair und David Beckham wenig geändert.

Man darf jedoch bezweifeln, dass die neue Männerriege im House of Windsor dieser Herausforderung gewachsen ist. Eher ist zu vermuten, dass die Monarchie ihre Ausstrahlung vollends verliert. Die britische Gesellschaft sucht ihre Vorbilder inzwischen anderswo. DOMINIC JOHNSON

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