: vorlauf kunstBrigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um
Der Weg in die HO Galerie direkt am U-Bahnhof Kaulsdorf Nord ist weit. Doch der Weg lohnt sich. Bis zum 26. ist hier noch Bernhard Garberts ebenso reduzierte wie raffinierte Installation „Kommen und Gehen“ zu sehen. Mit einem grünen Staubnetz, wie es vor den Häusern hängt, wenn sie umgebaut werden, hat er eine gegenläufige, freilich rechteckige Spirale, gebaut. 107 Meter läuft man durch das zarte Gewebe, das die kahle Büroetage, die sich Galerie nennt, in ein elegantes, naturgrünes Labyrinth verwandelt. Während man es durchschreitet, findet man sich ständig mit neuen Raumsituationen konfrontiert. Stets ist das Licht anders, mal erscheint die begehbare Skulptur dicht und opak, mal scheint sie nur federleichter Dunst im Raum zu sein. Nebel, in dem die anderen Besucher kommen und gehen, wie es die Videoinstallation im zweiten Raum zeigt.
„Lines/Moving“ ist der Titel der spannenden Gruppenausstellung, die Katia Reich in der Wohnmaschine kuratierte. „Lines/Moving“ meint die Schnittstelle der Medien Zeichnung und Video. Florian Zeyfang hat den Keller mit weißen Papierbahnen tapeziert, die rohe Strichzeichungen technischer Sendeanlagen zeigen. Eine Papierbahn allerdings entpuppt sich als Filmprojektion, in der Zeyfang die TV-Spots von IBM ironisch paraphrasiert, indem er sie zeichnerisch abstrahiert, während er den Originalton beibehält. Dazwischen schiebt er selbst erfundene Slogans wie „They think of information as solution“. Währenddessen turnt Zilla Leutenegger als Realfilmfigur ganz konkret in ihren eigenen Arbeiten herum, zarte Umrisszeichnungen, die sie animiert und ins Dreidimensionale dreht. Nicht weniger brillant deuten Rachel Lowe, Carl von Weiler und Takehito Koganezawa in ihren Arbeiten die Schnittstelle aus.
Anregungen: vorlauf@taz.de
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