Nachgefragt
: Bei Notruf Fax

■ Sprach- und Hörbehinderte können jetzt auch per Fax Rettung ordern

Sprach- und hörbehinderte BremerInnen haben seit kurzem die Möglichkeit, in Notfällen per Fax Hilfe anzufordern – und das, wie andere schon immer, unter der international einheitlichen Notrufnummer 112. Nachdem die Rettungsleitstelle der Feuerwehr Bremen technisch aufgerüstet wurde, können nun Diensthabende in der Leitstelle Faxe entgegen nehmen und je nach Bedarf Löschzug, Rettungswagen, Notarzt oder Polizei losschicken. So genannte Notruf–Formulare können unter der Web-Site www.bremen.de/info/feuerwehr ausgedruckt werden. Über die Vorteile des neuartigen Notrufs für Gehörlose sprach die taz mit Klaus Wöltjen von der Bremer Berufsfeuerwehr.

taz: Wie funktioniert der Notruf per Fax, was passiert bei Ihnen in der Rettungsleitstelle?

Klaus Wöltjen: Das ist ganz einfach. Wenn wir bei einem eingehenden Notruf auf der anderen Seite ein Faxgerät hören, schalten wir dies auf unser Fax um. Auf dem ausgedruckten Fax sind dann unterschiedliche Embleme zum Ankreuzen. Da gibt's zum Beispiel Bildchen für Feuer, Unfall oder Krankheit. Sogar für Notlagen wie Schlägerei, Einbruch oder Überfall bietet das Fax–Formular Ankreuz-Möglichkeiten. Je nach Kreuz schalten wir dann unsere Kollegen vom Rettungsdienst ein, informieren die Polizei oder schicken unsere Leute mit dem Feuerlöschfahrzeug los. Dazu müssen natürlich auch Name und Adresse im entsprechenden Textfeld ausgefüllt sein.

Woher wissen Hilfesuchende, die sich per Fax melden, dass auch tatsächlich Rettung naht?

Gleich wenn wir das Fax empfangen und entschieden haben, wen wir zum Einsatzort fahren lassen, schicken wir ein Bestätigungs–Fax an den Absender zurück. Und das natürlich umgehend. Für die Person am anderen Ende muss sofort klar sein, dass unverzüglich Hilfe unterwegs ist.

Das Fax ist zwar keine neue Erfindung. Dennoch nutzen es Helfer erst jetzt für die Notfallkommunikation mit Sprach- und Hörbehinderten. Wie haben denn Gehörlose die Retter bisher verständigt?

Vorher liefen Notrufe über ein Gehörlosentelefon bei der Polizei auf, aber nicht unter der zentralen Nummer 112. Die Polizei hat uns dann die Meldung weiter gegeben. Technisch sah das so aus, dass der Anrufer den Hörer in eine Schreibapparatur legte, und auf der anderen Seite bei der Polizei ein gleicher Apparat die Impulse verschriftlicht hat. Das muss man sich wie einen Computer vorstellen, der am Internet hängt. Aus Signalen wird Schrift.

Wo liegen denn die Vorteile des Notruf-Faxes gegenüber dem Gehörlosentelefon?

Das Fax ist billiger. Außerdem ist die Handhabe mit Fax in Notfällen einfacher. Warum niemand vorher auf die Fax-Idee gekommen ist, weiß ich allerdings auch nicht.

Fragen: Daniel Satra