: Pleite verschoben
Noch denkt die KirchGruppe nur über einen Insolvenzantrag nach: Gespräche mit Gläubigerbanken gingen gestern dennoch weiter
FRANKFURT/MAIN afp ■ Nach der Funkstille zwischen KirchMedia und Gläubigerbanken sind die Verhandlungen um die Rettung des angeschlagenen Kirch-Konzerns gestern doch noch fortgesetzt worden. Es werde „in wechselnden Zusammensetzungen“ zwischen Investoren, Gläubigerbanken und der KirchGruppe verhandelt, hieß es aus Bankenkreisen. Damit sollte die offenbar drohende Pleite abgewendet werden. Nach Angaben aus Unternehmenskreisen will Kirch Insolvenz anmelden, sollten die Beteiligten die Gespräche für gescheitert erklären. Zeitlich habe Kirch einen „sehr engen Spielraum“, verlautete am Mittwoch aus Bankenkreisen.
Demnach muss die Entscheidung innerhalb der nächsten Tage fallen. Vertreter der Banken HypoVereinsbank, Bayerische Landesbank, Commerzbank und DZ Bank hatten wochenlang mit den Kirch-Minderheitsgesellschaftern über die künftige Kontrolle des Kirch-Konzerns verhandelt. Am Dienstagabend waren die Gespräche über eine Zwischenfinanzierung zunächst ergebnislos beendet worden. Die Investoren verweigerten nach Bankenangaben weiter eine Beteiligung an dem Notkredit. „Wenn alle Beteiligten die Gespräche für gescheitert erklären, stehen wir vor der Insolvenz“, hieß es daraufhin aus Kirch-Kreisen. Bankenvertreter erklärten, sie seien weiter gesprächsbereit, vorausgesetzt, sie müssten die Finanzierung der KirchGruppe nicht allein tragen.
Wie die Financial Times Deutschland berichtete, verlangten die Banken von den Noch-Minderheitseignern Rupert Murdoch und Silvio Berlusconi eine Beteiligung von 40 Prozent an der Brückenfinanzierung. Die Investoren hätten dagegen nur zehn Prozent angeboten. Nach Angaben der Zeitung benötigt Kirch eine kurzfristige Finanzspritze von rund 150 Millionen Euro, um ausstehende Löhne, Gehälter und kurzfristige Rechnungen begleichen zu können.
Im Poker um das Schicksal des Kirch-Konzerns warf der Vorsitzende der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten, Norbert Schneider, Banken und Anteilseignern „Kaltschnäuzigkeit“ gegenüber den Beschäftigten vor. Jeder der Beteiligten versuche, sich „die Filetstücke herauszuholen“, sagte Schneider. Dabei blieben die Interessen der rund 10.000 Kirch-Mitarbeiter auf der Strecke. Dies lasse für die Zukunft „nicht gerade komfortable Zeiten erwarten“. Sollte die KirchGruppe Insolvenz beantragen, wäre es nach Schneider Technologies und dem Flugzeugbauer Dornier die dritte Pleite eines bayerischen Konzerns.
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