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Afrikas Alltag

■ Brückenbau: Lokua Kanza in der Fabrik

Fette Beats sind nichts für Lokua Kanza, und Produzenten sind für ihn ein rotes Tuch. „Ich bestehe darauf“, sagt der 43-jährige Musiker, „meine Platten selbst zu produzieren und einzig meinen Instinkten zu folgen.“ Damit ist er gut gefahren: Seine leisen, nachdenklichen Songs haben Kanza zu einem der Großen in der afrikanischen Musik gemacht. Miriam Makeba schwärmt für seine Kompositionen, Papa Wemba arbeitet so regelmäßig mit ihm zusammen wie Youssou N'Dour. Er ist gefragt als Songwriter, Producer und Gastmusiker – und hält sich im Hintergrund.

Wenn er eine Gitarre in die Hand nimmt und ein Lied anstimmt, dann ist er in seinem Element. Mit klarer, einfühlsamer Stimme will Kanza seinen Hörern im Rest der Welt eine Brücke bauen zur Kultur seines Landes und zu denen seines Kontinents. Nicht die kongolesische Rumba, nicht der repetitive Soukous ist sein Metier, sondern das afrikanische Lied. Melancholische Stücke, Lieder aus dem Alltag, die Kanza einem europäischen Publikum nahe bringen will.

Dazu gehört auch „Na Mileli“, ein traditionelles Stück, das in Kinshasa auf Begräbnissen gespielt wird und sich auf Kanzas aktuellem, viertem Album Toyebi te findet. Drei Jahre hat sich der in Frankreich Lebende dafür Zeit genommen, fast ohne treibende Percussions aufgenommen, verlässt er sich darauf ganz auf die Kraft seiner Melodien und seines Chors. Dem gehört neben seinem Bruder Didi Ekukuan sowie Julia Sarr, die das akustische Trio bilden, auch seine Tochter Malaäka an.

Aufgewachsen ist Kanza in einer Familie, die nicht nur von der kongolesischen Musik geprägt war, sondern auch von jener aus Ruanda. Gleichwohl begann Kanza seine musikalische Karriere als Rumba-Musiker. Mit dem Geld, das er in der Band verdiente, finanzierte er sein Musikstudium am Konservatorium in Kinshasa. 1984, nachdem er sich als Komponist und Produzent einen Namen gemacht hatte, wagte er den Sprung nach Paris ans Jazz-Konservatorium. Auftritte und Plattenaufnahmen mit Ray Lema, Papa Wemba und Manu Dibangos Soul Makossa Gang folgten, ehe sich Kanza 1990 mit seinem eigenen Trio selbstständig machte und einen eigenen Stil entwickelte.

Der hat ihm nicht nur Lob eingebracht, sondern auch, vor allem in Frankreich, volle Konzertsäle und die Zusammenarbeit mit der Hip-Hop-Szene. Mit dem Pariser Rapper Passi hat er „Je n'ai pas Choisi“ aufgenommen – ein Stück, in dem sich, wenn man so will, zwei Kontinente begegnen – ganz so, wie Brückenbauer Lokua Kanza es liebt. Knut Henkel

Montag, 21 Uhr, Fabrik

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