: was bisher geschah
Antisemitische Propaganda in „Sonntags-FAZ“ und taz?
Am 21. 2 erschien in der taz ein Text des israelischen Journalisten Zeev Avrahmi. Der Text kritisiert den Siedlungsbau und die israelische Politik der militärischen Stärke, die Avrahmi für eine falsche Lehre aus der Erfahrung des Holocaust hält. „Hitler ist nie gestorben. Er hat nur die Uniform gewechselt. Jetzt ist er Araber“, heißt es in dem Text. Die Überschrift lautete: „Siedlungen sind Krebsgeschwüre“.
Alexander Brenner, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde in Berlin, schrieb daraufhin einen offenen Brief, indem er der taz „Heuchelei“ und Antisemitismus vorwarf. „Die taz verunglimpft die nach Israel eingewanderten Überlebenden der Vernichtungs- und Konzentrationslager. Es tut Ihnen offensichtlich gut, Opfer der Morde und deren Nachkommen mit Mördern zu vergleichen.“ Und weiter: „Krebsgeschwüre müssten bekanntlich mit der Wurzel ausgerottet werden! Diese Schlagzeile könnte aus dem Völkischen Beobachter stammen.“ Einen ähnlichen Vorwurf erhob Ende 2001 ein offener (u. a. von Lea Rosh, Ralph Giordano und Alexander Brenner unterzeichneter) Brief gegen die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS). Kritisiert wird vor allem der Gastbeitrag des türkischen Ökonomen Yahya Tezel am 9. 12. 2001 unter der Überschrift „Das Problem heißt Israel“. Der Autor spreche Israel „recht eigentlich das Existenzrecht ab“. Das sei „reine antisemitische Propaganda“. Der verantwortliche Redakteur der FAS, Thomas Schmid, erklärte, dass dieser Gastbeitrag nicht die ausgewogene Haltung der FAS widerspiegele. Die Kritik sei ihm völlig unverständlich.
Am 12. März fand in Berlin eine Diskussion statt, an der u. a. Thomas Schmid, Christan Semler für die taz, Lea Rosh und Alexander Brenner teilnahmen. Semler verteidigte dort das Recht der taz, Beiträge abzudrucken, die sich scharf gegen Scharon wenden. Dies könne nicht mit Antisemitismus gleichgesetzt werden.
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