piwik no script img

Lernziel: Gekonnt heizen

■ Strom- und Wassersparen kann einfach sein, wenn man weiß wie / Für MitarbeiterInnen der Bremer Heimstiftung lohnt sich das Lernen

Die Bremer Heimstiftung will Strom- und Wassersparen lernen. Dazu hat sie sich professionelle Hilfe geholt: Die Bremer Energie-Konsens GmbH. Ges-tern unterzeichneten Alexander Künzel, Vorstand der Bremer Heimstiftung, und Almut Kirchner, Geschäftsführerin der Bremer Energie-Konsens GmbH, einen auf drei Jahre angelegten Kooperationsvertrag.

Worum geht es? Bisher muss-te die Stiftung für den jährlichen Strom- und Wasserverbrauch in ihren 18 Heimen zweieinhalb Millionen Euro bezahlen. „Allein durch ein geändertes, bewussteres Verhalten kann man fünf bis zehn Prozent Energie einsparen“, sagte Kirchner. Gesparter Strom ist gespartes Geld, in diesem Fall satte 250.000 Euro jährlich.

Jetzt startet die Heimstiftung ein Energiespar-Lernprogramm für alle MitarbeiterInnen. Besonderes Schmankerl für PflegerInnen, Hausmeister oder Küchenangestellte: Das Gesparte bleibt im jeweiligen Heim. Nach dem Plan der Vertragspartner sollen mit der einen Hälfte des Gesparten Anschaffungen bezahlt werden. Die andere Hälfte soll direkt den Angestellten zugute kommen, ein großer Teil davon in Gesundheitsförderung oder Fortbildungen fließen. Die restlichen zehn Prozent wandern direkt in die Lohntüte der Angestellten. „Motivation funktioniert eben besonders gut, wenn man einen Anreiz schafft“, sagte Stiftungsvorstand Künzel.

Auf den Motivationsfaktor Geld allein will sich die Energie-Konsens GmbH aber nicht verlassen. „Wir setzen darauf, dass die Menschen von den Schulungen etwas mit nach Hause nehmen. Das Gelernte können sie ja auch privat nutzen und so ihre Stromrechnung senken“, erklärte Vera Litzka von der Bremer Energie-Konsens und fügte hinzu: „Die Menschen nur mit Informationen über das Energiesparen zuzuschütten, würde überhaupt nichts helfen.“

Ein ausgearbeitetes Konzept gibt es für Schulungen von Pflegepersonal jedoch noch nicht. „Schließlich ist das hier ein Modellprojekt“, sagte Litzka. Aber aus Bildungsurlauben, die sie selbst angeboten hat, weiß die Energieberaterin: „Wenn man den Menschen hilft, ihre Stromrechnung zu verstehen, oder erklärt, wie man den eigenen Energieverbrauch zu Hause messen kann, dann sind die meisten erleichtert.“

Im Mai beginnen die ersten Schulungen für die Hausmeister der beteiligten Heime. Denn die müssten das ganze Heizungs-, Lüftungs- und Beleuchtungssys-tem der Häuser im Griff haben. „Das sind ganze Säle voll mit Technik, die man beherrschen muss“, betonte Heimvorstand Künzel die zentrale Rolle der Männer im grauen Kittel. Projektkoordinator Langer ergänzt: „Wir haben festgestellt, dass die Lüftungsanlagen in den Häusern ungeregelt laufen, immer volle Pulle.“ Die Lüftung richtig einzustellen oder die Heizung optimal zu regeln, ist kompliziert.

Bernd Langer, der Projektkoordinator, erklärte, wo Sparen einfacher ist, nämlich beim Wasser: „In den sieben beteiligten Häusern kann die Heimstiftung rund 20 Prozent allein dadurch sparen, dass sie Durchflussbegrenzer in Wasserhähne und Wasserstopp-Tasten in Toiletten-Spülungen einbaut.“ Bisher verbrauchen die Häuser zusammen 79.000 Kubikmeter Wasser. „Das entspricht etwa neun Millionen Kisten Wasser mit je zwölf Flaschen“, so Langer.

Nicht alle Beschäftigten der sieben Heime werden so umfangreich in Energiespartechniken eingeführt, wie die Hausmeister. Für die rund 500 Angestellten im Pflegebereich heißt Stromsparen-Lernen immer noch vor allem: Das Licht ausschalten, wenn man den Raum verlässt, beim Lüften die Heizung runterdrehen oder bei der Spülmaschine nur dann den Schnellwaschgang wählen, wenn es wirklich eilig ist.

Die HeimbewohnerInnen müssten sich am Sparen nicht beteiligen, betonen die Heimleitungen. Und auch im Kühlen sitzen müsse künftig niemand.

Ulrike Bendrat

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen