: Mit dem Kopf durch die Wand
Beton gegen frisch Renoviertes: Bei Santiago Sierra dürfen die Galeristen bibbern
Santiago Sierra gehört nicht zu den bequem zu nehmenden Künstlern. In seinen Perfomances beschäftigt sich der in Mexiko City lebende Künstler mit politischen und sozialen Fragen in einer zunehmend globalisierten Welt, also vor allem mit der Menschenwürde. Im vergangenen Jahr brachte er zum Beispiel einige Asylbewerber dazu, sich sechs Wochen lang täglich für mehrere Stunden in große Kartons mit kleinen Luftschlitzen zu setzen. Eine Entlohnung entfiehl, denn eine bezahlte Beschäftigung hätte die Ausweisung der Asylbewerber bedeutet. Sierra nutzt allerdings auch den „eigenen“ Kunstbetrieb zur Auseinandersetzung: In Mexiko verfrachtete er eine Vernissagengesellschaft in einen abgedunkelten Bus, um die Damen und Herren in einem Slum auszusetzen. Zurück ging es für sie auf eigene Faust. Da geht es in Berlin in der gerade neu eröffneten Galerie Carlier/Gebauer doch gemütlicher zu. Hier hat Sierra Betonsäulen durch die frisch renovierte Wand treiben lassen. Mit Aussicht auf die zu erwartenden Umsätze beim Verkauf der Fotografien werden die Galeristen aber wohl geduldig vor Kälte bibbern.
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