■ Zuschriften zu Venezuela, Israel/Palästina und Quotierung bei den Grünen: Putsch in Venezuela
betr.: „Ende eines Undefinierbaren“ (Hugo Chávez’ Abgang), taz vom 13. 4. 02
Herzlichen Glückwunsch. Ihr wart sicher, zusammen mit der US-Regierung und der spanischen Aznar-Regierung, die Ersten, die den rechten Putsch in Venezuela anerkannt haben. […]
Von Chávez sozialrevolutionären Ankündigungen sei angeblich nichts übrig geblieben? Nein? Die Aggrarreform muss auf jeden Fall so effektiv gewesen sein, dass in der nur 48 Stunden dauernden Diktatur bereits hunderte von Kleinbauern von ihrem zugeteilten Land vertrieben wurden. Die eine Million Kinder, die zum ersten Mal die Schule besuchen können, die Verdoppelung des Bildungshaushalts, ökologische Gemeindeprojekte, Gewährung von Kleinkrediten an Arme und Frauen, Senkung der Kindersterblichkeit, Miteinbeziehung der „Indigena“-Nationen in die venezolanische Geschichte, um nur einiges zu nennen – alles nichts?
Die ungeheuerlichste Beschuldigung ist aber, er habe seinen Anhängern Befehl gegeben auf unbewaffnete Demonstranten scharf zu schießen. Da wird ein demokratisch gewählter Präsident von rechten Militärs abgesetzt und mit einer Kapuze über dem Kopf verschleppt und die so genannten fortschrittlichen Medien übernehmen die Stellungnahmen der Putschisten ohne auch nur den Versuch zu machen, diese zu überprüfen. Im Vargas-Hospital in Caracas lagen da bereits acht Tote, vier Menschen in kritischem Zustand und 52 Verletzte und alle waren Chávez-Anhänger, die meisten von ihnen Opfer der Policia Metropolitana von Alfredo Peña, dem Bürgermeister der Hauptstadt und erbittertem Gegner von Chávez. Aber wir wollen ja „keine falsche Solidarität mit dem Caudillo“. Fest steht jetzt, dass Chávez nie zurückgetreten ist und er auch nie seinen Vizepräsidenten und sein Kabinett entließ. Das, wie auch alles andere, was von den Putschisten und ihren Medien verbreitet wurde, war eine Lüge.
RENATE FAUSTEN, Duisburg
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