: Bremen bei Mord und Totschlag weiter auf Platz eins
■ Die Polizeistatistik ist da: Mehr Delikte in Land Bremen, noch viel mehr in Bremerhaven
Das Land Bremen wird bei Mord und Totschlag nach Angaben von Innensenator Kuno Böse (CDU) im bundesweiten Vergleich 2001 weiter den unrühmlichen Platz eins belegen. Die Zahl der Delikte stieg nach der gestern vorgelegten Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) gegenüber dem Vorjahr um elf auf 67 und damit um 19,6 Prozent. Erklärungen für dieses seit Jahren registrierte Phänomen hatte Böse nicht: „Diese Taten sind leider nur schwer präventabel.“
Dagegen stieg die Gesamtkriminalität in Bremen im vergangenen Jahr „lediglich“ um 0,4 Prozent auf 93.218 Delikte an, für die 25.000 Verdächtige ermittelt wurden. Damit liege der Zuwachs des Landes noch unter dem Bundestrend, sagte Böse. In Deutschland stieg die Zahl der polizeilich erfassten Straftaten im Jahr 2001 um 1,6 Prozent.
Während die Zahl der Delikte in der Stadt um 0,6 Prozent sank, stieg sie in Bremerhaven um 5,9 Prozent auf 15.767. Als „nicht sehr erfreulich“ bezeichnete Böse den Anstieg der Gewaltkriminalität. Im Jahr 2001 erfasste die Polizei 3.700 Delikte dieser Art – plus 4,2 Prozent. Auch die Aufklärungsquote sank im ers-ten Amtsjahr des Innensenators: um 0,4 auf 45,9 Prozent.
„Sicherheit ist ein wichtiger Standortfaktor“, sagte Böse. Danach sieht es mit der Lebensqualität in Bremerhaven mies aus. Während dort die Zahl der Tatverdächtigen um 7,4 Prozent auf knapp 4.500 anstieg, stieg die Zahl der Gewaltdelikte stark an. Bei Raub und Erpressung um 35 Prozent auf 383, bei Überfällen auf offener Straße um 25 Prozent auf 197 Delikte. Auch die Anzahl der „Roheitsdelikte“ in Fischtown schnellte 2001 um 18 Prozent auf 1.400 hoch, die der schweren Diebstähle um zehn Prozent auf fast 5.000. Um satte 50 Prozent stieg die Quote sogar bei schweren Wohnungsdiebstählen: Im Jahr 2000 hatte es in Bremerhaven 322 gegeben, im vergangenen Jahr waren es 486. Noch stärker, um 55 Prozent, stieg die Zahl der Diebstähle aus Autos. „Da ist eine Bande aus Litauen am Werk – die haben offensichtlich großen Bedarf nach Autoradios“, erklärte Bremerhavens Polizeichef Michael Viehweger. „Wir hatten 2000 die geringste Zahl von Delikten seit zehn Jahren“, versuchte Viehweger das Abschneiden Bremerhavens insgesamt zu erklären. Der Anstieg im Jahr 2001 sei zwar schmerzhaft, relativ gesehen habe es in Bremerhaven im vergangenen Jahr jedoch immer noch recht wenige Delikte gegeben.
Immerhin ist die Zahl der verdächtigen Kinder und Jugendlichen gesunken. Ein Grund dafür sei, dass die Polizei jetzt Ersttäter, die durch Diebstähle in Supermärkten aufgefallen seien, nach Hause begleite. Bei einem Pilotversuch im Viertel habe es noch keine Wiederholungstäter gegeben, sagte Böse. Trotz einiger erfreulicher Trends gebe es insgesamt keinen Grund zur Entwarnung. Böses Fazit: „Das ist in Bremen praktisch eine Stagnation auf hohem Niveau, mit der wir uns nicht zufrieden geben dürfen.“ dpa/ksc
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