vorlauf musik Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt

Gary Lucas ist auch so ein hakenschlagender Gitarrist, der für den ewigen Ruhm auf den letzten Scheiben von Captain Beefheart zu hören war. Und der Captain hat ja gezeigt, dass sich eine tiefe Verwurzelung im Blues überhaupt nicht beißen muss mit einer ausgeprägten Freude am Experiment: Jetzt frönt Lucas seinem Faible für die Schlager Chinas der 30er- und 40er-Jahre, am Sonntag im Tränenpalast (20 Uhr). Und alles geht immer noch einen Tick verrückter: Die Danielson Famile – am Montag im Magnet-Club (22 Uhr) – ist so was wie die Extremalternative zur Kelly-Family, mit mächtiger Jad-Fair-Schlagseite. Ganz wunderbar. Mindestens so furios wie die kleinen Strolche. So viel Vergnügen kann Musik machen. Hören, wie Musik überhaupt entsteht, kann man dann am Dienstag im Podewil (21 Uhr) bei den strengen Krach-Exerzitien von Elliott Sharp; seinen Versuchen über Gemengelagen und musikalisches Geröll, das alle Hierarchien niederreißt, in polterndem Abrutschen neue formt und wieder verwirft. Ein Zerstören und gleichzeitiges Neuschöpfen von Tönen und Klängen, das der Gitarrist in einer Radikalität und Konsequenz forciert, dass sich als gleichwertige Alternative dazu nur die absolute Stille denken lässt. Der Zen-Meister des Lärms trifft auf den Zeitkratzer-Leiter Reinhold Friedl, als weiteres Zuckerl gibt es die Kollaboration von Jim O’Rourke mit Mirror zu hören (weil man doch auf den gleichzeitigen Auftritt von Lambchop in der Passionskirche verzichtet). Am Mittwoch sagen die Pop Tarts Tschüss im Loft (20 Uhr), und wieder gelassen durchatmen mag man am Donnerstag im Kesselhaus (21 Uhr) bei Huun-Huur-Tu aus Tuva: zuerst Staunen über das physikalische Wunder des mehrstimmigen Obertongesangs, um dann bei den wehmütigen Balladen mal wirklich zur Ruhe zu kommen.

Anregungen: vorlauf@taz.deMorgen kommt der Kinderhort