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AFGHANISTANS EXKÖNIG SAHIR SCHAH WAR NIE EIN WEISER FÜHREREin Symbol der Verzweiflung

Wenn Afghanen heute über Sahir Schah sprechen, dann betonen sie immer, dass er ein wichtiges Symbol sei. Der gestern aus dem Exil zurückgekehrte Exkönig stehe für die Einheit des Landes und die längste Zeit des Friedens und der Stabilität, die Afghanistan im vergangenen Jahrhundert erlebt hat. Tatsächlich erscheint Sahir Schahs Regentschaft im Vergleich zu den folgenden Putsch- und Kriegsdekaden als goldene Zeit. Nur: Das lag nicht am Monarchen. Sahir Schah war weder ein effizienter noch ein weiser Führer, sondern ein unentschlossener Zauderer, der die Grundlagen für das folgende Chaos schuf.

Doch der Exkönig steht nicht nur für ein positiv verklärtes Bild der Vergangenheit – er symbolisiert in seiner Person auch geradezu sinnbildlich die heutige verzweifelte Lage Afghanistans. Wie schlecht muss es einem Land gehen, wenn es einen abgehalfterten 87-Jährigen als Symbol der Hoffnung begreift? Sahir Schah symbolisiert mit seinem alterschwachen Körper, wie wackelig der Friedensprozess in Afghanistan ist. Dass die Afghanen in ihrer Not nach jeder Krücke greifen, die sich bietet, ist verständlich. Zudem brauchen die Organisatoren der außerordentlichen Loja Dschirga die königliche Legitimierung dieser großen Ratsversammlung, die im Juni eine neue Übergangsregierung auf breiterer Grundlage bilden soll.

Der klapprige Exmonarch ist jedoch nicht nur für seine Landsleute ein Strohhalm, sondern auch für die internationale Gemeinschaft: Die Vereinten Nationen erhoffen sich von ihm eine Stärkung der Macht ihres Übergangsregierungschefs Hamid Karsai, die bisher kaum über Kabul hinausreicht. Die UN braucht Sahir Schah in Afghanistan, weil ihr der Einsatz stärkerer Mittel wie eine landesweite Friedenstruppe von der internationalen Gemeinschaft versagt bleibt. Dabei ist längst nicht ausgemacht, ob der Exkönig überhaupt helfen kann. Vielleicht verpufft seine Symbolik wirkungslos, vielleicht verschärft Sahir Schah sogar die Instabilität. Denn vor seiner ursprünglich für März geplanten Rückkehr verlautete plötzlich aus seinem Umfeld, er stünde sogar für das Präsidentenamt zur Verfügung, sollte die Loja Dschirga es ihm anbieten. Damit lag plötzlich auch der königliche Hut im Ring.

Statt Karsai wie erhofft zu stützen, könnte der König also durchaus zu dessen Konkurrenten werden. Davon könnten sich – wenn überhaupt irgendwer – nur einige seiner ehrgeizigen Nachkommen Vorteile versprechen. Trotzdem bleibt den UN gar nichts anderes übrig, als auf die symbolische Wirkung des greisen Exkönigs zu hoffen. Sahir Schah ist damit auch ein Symbol für die Schwäche der Vereinten Nationen. SVEN HANSEN

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